: Sprachtests bringen nichts
BILDUNG Im neuen Kita-Jahr steht doppelt so viel Geld zur Verfügung für Sprachförderung. Die brauchen auch Kinder, die im Sprachtest gut abgeschnitten haben
VON KLAUS WOLSCHNER
Für 4.000 Kinder in der Stadt Bremen begann gestern ein neuer Lebensabschnitt – der Kindergarten. Und weil sie das Angebot ausbauen konnte, lud Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD) zu einem Ortstermin in der Hardenbergstraße.
Die Sozialbehörde ist dabei, das zu korrigieren, was sie in Zeiten der großen Koalition durchsetzte: Das Recht auf einen Kita-Platz beschränkt sich nicht mehr auf vier Vormittagsstunden. 85 Prozent aller Kita-Kinder haben inzwischen fünf Stunden Betreuung und können so das Mittagessen-Angebot wahrnehmen, das in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsfachleuten von BIPS entwickelt wird. Rosenkötter will auch das Angebot an 6-Stunden-Betreuung ausweiten.
Für die Kinder unter drei Jahren hat der kommunale Träger „Kita Bremen“ derzeit erst 192 Plätze im Angebot, berichtete Geschäftsführerin Rosemarie Fein. Vor vier Jahren, als sie anfing, gab es gerade 25. Sie würde gerne in den kommenden beiden Jahren jeweils 350 zusätzliche Plätze anbieten, um dann im Jahre 2013 auf etwa 900 zu kommen. Der Senat hält sich noch zurück mit Finanzierungszusagen: Insgesamt 1.000 zusätzliche Stellen müssen im Jahre 2013 finanziert werden, wenn das Ziel erfüllt werden soll, für 2.700 der Unter-Dreijährigen (35 Prozent) ein Angebot zu machen.
Erfreulich findet die Leiterin der Kita Hardenbergstraße, Christina Heiland, dass in dem jetzt beginnenden Kita-Jahr doppelt so viel Geld für Sprachförderung zur Verfügung steht. Dies tröstet auch ein wenig über den Ärger hinweg, den die Kitas mit dem neuen Testverfahren „Cito“ hatten. 45 Prozent, so teilte die Bildungssenatorin diese Woche mit, haben nach dem erstmals vom Bildungsressort verantworteten Test besonderen Förderbedarf. Allerdings haben nur 80 Prozent der 4-Jährigen teilgenommen, manche verweigerten sich aus Protest, anderen wurde schlicht kein Termin mitgeteilt. Ob gerade solche Kinder Förderbedarf haben, die nicht in die Kitas gehen, weiß die Senatorin nicht – das wurde nicht erfasst.
So gibt es Kinder, die nach der Einschätzung der Erzieherinnen besonderen Förderbedarf haben – aber keine Empfehlung. Bei einzelnen Empfehlungen könne man dagegen nur den Kopf schütteln, sagt Leiterin Heiland. Da es um einen Sprachtest am Computer ging, hatten Kinder, die zu Hause regelmäßig vor dem Bildschirm sitzen, Vorteile beim Sprachtest. Im Kindergarten erinnert man sich wehmütig an den alten Test, der zusammen mit der Uni Bremen durchgeführt wurde und bei dem die Erzieherinnen auch nach ihrer Einschätzung gefragt werden. Ob Erzieherinnen den Eltern raten, ihr Kind zur besonderen Sprachförderung zu schicken oder nicht, hängt jedenfalls an der Hardenbergstraße von ihrer eigenen Einschätzung des Kindes ab und nicht von dem Cito-Ergebnis. Aus ihren jahrelangen Erfahrungen wissen sie, dass rund ein Drittel der Kinder Bedarf haben. Vor Cito reichte das Geld aber nur für einen Bruchteil davon.