piwik no script img

Archiv-Artikel

„Ein relativ rationaler Bau“

BAUEN Das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs in der Überseestadt wird vorgestellt und diskutiert

Clemens Bonnen

■ 51, ist Architekt und Professor an der Hochschule Bremen. Er war Juryvorsitzender des jetzigen Architektenwettbewerbs.

taz: Das Grundstück vis-à-vis des Speicher XI in der Bremer Überseestadt wird bebaut, dort wo heute noch der Kran steht. Mit welcher Idee denn?

Clemens Bonnen: Es geht um ein paar tausend Quadratmeter gewerblicher Nutzfläche in einem kreativen Umfeld. Vorgegeben war in diesem Architektenwettbewerb – das ist ungewöhnlich – kein genaues Raumprogramm, sondern nur die Gesamtfläche. Die Frage, die die fünf beteiligten Architekturbüros beantworten sollten, war: Wie stellt ihr euch künftiges Arbeiten vor?

Und wie fällt die Antwort aus?

Alle Vorschläge sind so, dass die Gebäude flexibel sind und nicht von vornherein festlegen, ob es Bürozellen oder Großraumbüros geben soll. Es wurden erstmal Flächen zugewiesen – bis hin zu radikalen Lösungen, die sagen: Das funktioniert wie ein Fabriketage, die noch nicht ausgebaut ist. Das spielt auf die ungenutzten Speicher und Schuppen an, die es schon gibt. Insgesamt stand nicht in erster Linie die ausgefeilte architektonische Qualität im Vordergrund...

... weil es vor allem günstig und nicht in erster Linie schön sein soll?

Es ist böse, dass auf so eine Formel zu bringen. Aber am Ende sollen die Mieten moderat sein.

Und wie sieht der Siegerentwurf aus?

Er hat einen zweigeschossigen Baukörper aus Holz, der teilweise auch Räume hat, die zwei Geschosse hoch sind, dazu ein geschupptes Dach, wie man es von den Industriebauten kennt. Es ist ein relativ rationaler Bau mit einfacher, kostengünstiger Konstruktion – der aber viele Spielräume im Grundriss liefert.

Der Sieger kommt aus Berlin, während die drei Bremer Büros nicht zum Zuge kamen.

Die Berliner Kollegen waren vielleicht etwas mutiger und konzeptioneller als die Bremer. Die haben außergewöhnliche Architekturen präsentiert, mehr wert auf die Erscheinung gelegt.

Interview: Jan Zier

Vorstellung & Diskussion: 19 Uhr, Speicher XI, 1, 3. Etage. Es diskutieren unter anderem der Gewinner Finn Geipel, Senatsbaudirektor Franz-Josef Höing und Reiner Schümer vom Auftraggeber, der Dr. Hübotter Grundstücks GmbH