wortkunde : Wir sind Holzköpfe
Noch fünf Tage, dann ist der Krieg vorbei! Was bleibt? Spöttische Spitznamen, die uns andere europäische Völker verpasst haben. Heute: Frankreich
„Sales boches!“, schimpften die Franzosen im 2. Weltkrieg, und auch wenn sich die nachbarschaftlichen Beziehungen in den letzten Jahrzehnten zum Glück doch sehr verbessert haben, bleibt „boches“ oder „têtes de boches“ die beliebteste Schmähbezeichnung der Franzosen für die Deutschen.
Aufgetaucht ist der Begriff bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. Seit ein Elsässer Gericht 1994 der Klage einer Schauspielerin stattgab, die sich in einer Fernsehsendung als „boche“ verunglimpft sah, ist das Wort, das man so schön verächtlich hinrotzen kann, außerdem eine anerkannte Beleidigung. Doch was bedeutet „boches“ eigentlich? Der Stuttgarter Elektrogerätehersteller „Bosch“, wie in rührender Naivität gelegentlich vermutet wird, hat jedenfalls nichts damit zu tun.
Ursprünglich kommt der ungeliebte Spitzname aus dem „Argot“, der französischen Umgangssprache. „Boche“ ist laut Lexikon eine Abkürzung von „alboche“, was sich wiederum zusammensetzt aus der ersten Silbe von „allemand“, deutsch, und „caboche“, umgangssprachlich für Kopf. „Caboche“ ist abgeleitet vom provenzalischen „bocho“. Das ist ist eine solide Holzkugel, die in Südfrankreich zum Boule-Spielen verwendet wird. Und ein „tête de boche“ ist demnach ein Holzkopf, ein Sturkopf, kurz: ein deutscher Dickschädel .
JULIA BÜTTNER