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Archiv-Artikel

Weniger Müll für die Heuschrecken

Das Duale System Deutschland, das vor kurzem von einem US-Investor übernommen wurde, sammelt weniger Grünen-Punkt-Müll ein. Der Chef aber lobt: Das Recycling spart so viel Energie, dass „jeder Haushalt 200-mal im Jahr Wäsche waschen kann“

AUS BONN PASCAL BEUCKER

Wie es so ist, von einer Heuschrecke gefressen zu werden? Peter Zühlsdorff blieb diplomatisch: „Zu den Heuschrecken will ich nichts sagen, da müssen die Heuschrecken etwas zu sagen“, antwortete der Vorstandsvorsitzende der Duales System Deutschland AG (DSD). Aber sein Gesichtsausdruck verriet, dass ihm die „Heuschreckenliste“ von SPD-Parteichef Franz Müntefering nicht gefällt. Wie könnte sie auch. Schließlich steht auf der Kohlberg Kravis Roberts (KKR).

Die US-amerikanische Private-Equity-Gesellschaft ist über ihre Tochtergesellschaft Deutsche Umwelt Invest AG seit Anfang 2004 Alleineigentümer des Dualen Systems. „Die Zusammenarbeit mit KKR ist hervorragend“, betonte Zühlsdorff. Und kann sich eine kleine Spitze in Richtung rot-grüne Bundesregierung nicht verkneifen: „Die einzige weniger gelungene Private-Equity-Maßnahme war der Verkauf der Bundesdruckerei.“

Sein Unternehmen habe in den vergangenen Monaten einen tiefgreifenden Veränderungsprozess erlebt, so Zühlsdorff gestern bei der Präsentation der DSD-Umweltleistungsbilanz 2004. „Die DSD AG ist nicht länger eine gemeinwohlorientierte Selbsthilfeorganisation der Wirtschaft, sondern ein Unternehmen, das gewinnorientiert am Markt agiert.“ Dazu gehört dann wohl auch der Personalabbau: Von den gegenwärtig noch 320 Vollzeitstellen sollen bis Ende des Jahres 50 abgebaut werden, teilte der frühere Wella-Chef mit.

Nach seinen Angaben erfasste die DSD im vergangenen Jahr rund 5,2 Millionen Tonnen Material – etwa 747.000 Tonnen weniger als 2003. Entsprechend sank die Pro-Kopf-Erfassungsmenge von 72,6 auf 63 Kilogramm. Die Minderung um 13 Prozent sei jedoch „eher virtuell“, so Zühlsdorff. Sie liege vor allem am Rückgang um 535.000 Tonnen Papier, Pappe und Karton.

Und der habe mit einem rechnerischen Trick zu tun: Das DSD ist für die gelbe Tonne zuständig, die kommunalen Entsorger kümmern sich indes um die Altpapiercontainer. Aber auch im Letzteren landet DSD-Müll – Schuhkartons, Pralinenschachteln und Schokoladenpapier. Für die DSD-Bilanz wurde sein Anteil bislang geschätzt – und dieses Jahr nach neuesten Erkenntnissen gemindert. Auch für den deutlichen Rückgang der Glas-Sammelmenge um 191.000 Tonnen hat der DSD-Chef eine Begründung: Seit Jahren werde schweres Glas durch leichtere Materialen wie PET ersetzt.

Ausdrücklich betonte Zühlsdorff den „wichtigen Beitrag zum Umweltschutz“, der sich als „Nebeneffekt aus unseren eigentlichen Aufgaben“ ergebe. So habe durch das Recycling von Verpackungen im Vergleich zur Neuproduktion im letzten Jahr 73,2 Milliarden Megajoule Energie gespart werden können. Damit, so Zühlsdorff „könnte jeder der knapp 38 Millionen deutschen Haushalte ein Jahr lang rund 200-mal seine Wäsche in der Maschine waschen oder 54-mal im Jahr den Trockner benützen.“

Außerdem sei gleichzeitig der Ausstoß von rund 1,06 Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibgase eingespart worden. Das entspräche den Emissionen von rund 280 Bahnkilometern pro Bundesbürger und Jahr.