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Archiv-Artikel

Ausbruchsversuchsvorbereitung

CONSCIOUS RAP Schon länger bastelt Talib Kweli an seinem großen Befreiungsschlag „Prisoner of Conscious“. „Rainbow Gutter“ legt dafür nur den soliden Grundstein

Statt Experimente zu wagen, präsentiert Kweli hier nur aufpolierte Outtakes

VON ROBERT MATTHIES

Mitunter steht Talib Kweli genau das im Weg, was den New Yorker vor den anderen auszeichnet. Wegweisend war da schon das Elternhaus: Vater und Mutter beide Hochschulprofessoren, Englisch und Soziologie, der jüngere Bruder lehrt mittlerweile Recht an der Columbia Law School. Auch der Name könnte wegweisender nicht sein: Talib bedeutet im Arabischen „Schüler“ oder „Suchender“ und Kweli auf Swahili „wahr“.

Folgerichtig interessiert sich schon der Schüler für Sprache und ihre Ausdrucksmöglichkeiten, liest viel und schreibt Kurzgeschichten. Spätestens, als er dann an der New Yorker Uni beim Studium des experimentellen Theaters Dante Smith aka Mos Def traf, gab es kein Zurück mehr: heute gilt Talib Kweli als Ikone des afrozentrischen Conscious Rap: ein intelligenter, politisch informierter Rapper, dessen sozio-politisch engagierten Texte genauso kompliziert verwoben wie eloquent flowend sind.

Aber so, wie er für seine Zusammenarbeit mit Mos Def als Black Star oder für sein mit DJ Hi-Tek als Reflections Eternal veröffentlichtes Album „Train of Thought“ – beides Meilensteine der Rapgeschichte – hoch gelobt worden ist, gibt es von Kritikern immer dann auf die Mütze, wenn es mal andere Themen und andere Produzenten gibt – oder Kweli schlicht nicht das Erwartete abliefert. „Prisoner of Conscious“ soll sein kommendes Solo-Album deshalb heißen.

Daran arbeitet der Wahrheitssucher allerdings schon länger – und hat kurzerhand erst mal ein anderes Album fertiggestellt. Das allerdings liefert für den geplanten großen Befreiungsschlag nicht viel mehr als eine solide Basis: Viel Neo-Soul findet sich auf „Gutter Rainbows“ – und viel Bodenständigkeit. Statt Experimente zu wagen, präsentiert Kweli hier nur aufpolierte Outtakes aus dem unabgeschlossenen Projekt. Zu wenig Konzept, lautet folglich die übliche Kritik, ein souveränes Album mit soliden Beats von immerhin 13 verschiedenen Produzenten, catchy bis nervigen Hooklines und gewohnt intelligenten Texten. Ein gutes Rap-Album, zumal in Zeiten, in denen sowas rar ist. Aber eben nicht, was man von einem wie Talib Kweli erwartet.

■ Do, 1. 3., Uebel & Gefährlich, 20 Uhr, Feldstraße 66