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■ Salvador Spanien 2006, R: Manuel Huerga, D: Daniel Brühl, Tristán Ulloa, Leonardo Sbaraglia / spanisch-katalanische Originalfassung mit Untertiteln
In Spanien war „Salvador“ nach Almodovárs „Volver“ 2006 der meistgesehene Kinofilm. Lluis Arcazaro bekam einen der spanischen Filmpreise, den Goya: Für die beste Drehbuchadaption. Sein Drehbuch basiert auf der realen Geschichte des Buches „Cuentra atrás. La historia de Salvador Puig Antich“ von Francisco Escribano.
Die Handlung: der von der politischen Polizei verhaftete Salvador Puig Antich erzählt seinem Anwalt seine Geschichte: Wie er als Student Anfang der 70er Jahre begann, sich an Protestaktionen zu beteiligen, an Demonstrationen, die von der Polizei brutal auseinandergejagt wurden. Von der Wut angesichts des Franco-Regimes, das auch vor Morden an Gegnern nicht zurückschreckte, im Gegenteil. Salvador und seine GenossInnen der radikalen, linken Widerstandsgruppe MIL-GARI überfielen Banken, um Geld an streikende ArbeiterInnen zu spenden, gaben eine kleine Untergrundzeitschrift heraus, schmuggelten verbotene Bücher und Waffen von Frankreich nach Katalonien.
Die politische Polizei jagt die MIL, lauert ihnen vor Banken auf. In einen Hinterhalt gelockt, wird Salvaverhaftet. Der Prozess gegen ihn ist eine Farce – Gutachten werden verweigert, Zeugen der Verteidigung abgelehnt.
Salvador Puig Antich wird von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Das letzte Drittel des Filmes ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Sein Anwalt setzt sich für eine Aufhebung des Todesurteils ein. In diesem hochdramatischen Showdown hat der Regisseur Erfahrungen mit der Justiz der Diktatur verarbeitet. Selbst im Gefängnis dürfen seine vier Schwestern mit Salvador nicht das zu Hause gesprochene, vertraute Katalanisch sprechen. Die Schließer bestehen auf der einzig zugelassenen Nationalsprache: Spanisch.
Hier kommt Daniel Brühl, der Salvador sehr überzeugend spielt, zugute, dass er in Barcelona geboren wurde und katalanisch spricht. Wer sehen will, wie wichtig Geschwister sein können – der schaue sich an, wie sie ihm zur Seite stehen. Viel Hintergründiges über den Widerstand gegen Franco, über die MIL bietet der Film dagegen nicht. Es ist eine sehr personalisierende Darstellung, eine Hommage an einen Helden. Wo nichts dem Zufall überlassen wird, alles sehr explizit ausgedrückt wird. Bis dahin, dass ein scheiternder Überfall mit „Knockin’ on Heavens Door“ von Dylan auf der Tonspur unterlegt wird. In diesem Film gibt es keine Ambivalenzen, wird das Publikum emotional eng geleitet. Trotzdem sehenswert, zumal er ein bis heute umstrittenes Thema behandelt: Die Schwestern von Salvador sind 2007, nachdem der Film in den Kinos lief, mit ihrem Antrag beim Obersten Militärgericht Spaniens gescheitert, das Urteil gegen Salvador Puig Antich aufzuheben. Gaston Kirsche
So, 4. März, 12 Uhr, Metropolis, Kleine Theaterstraße, Hamburg