neue ausgabe von taz futurzwei: Gründet Wohnzimmer der Gesellschaft!
Wenn die „Wohnzimmer der Gesellschaft“ fehlen, bricht die liberale Demokratie auseinander und wird leichte Beute der rechtspopulistischen Strategie. Das ist die Titelthese, die wir in der neuen taz FUTURZWEI diskutieren. Untertitel ist: Warum Demokratie Heimat braucht.
Menschen brauchen, Demokratie braucht analoge Orte des Gemeinsamen, den Marktplatz, den Sportplatz, die Kneipe, das Gemeindehaus, das Jugendzentrum, die Bäckerei, die Bibliothek. Orte, an denen man ohne Anlass und Programm zusammenkommt, sind Heimat. Menschen, sagt der Sozialpsychologe und taz-FUTURZWEI-Herausgeber Harald Welzer, brauchen psychologisch und sozial einen sicheren Ort, von dem aus sie ihr Leben leben und vielleicht sogar Neues wagen können. Auch die liberale Demokratie muss ein Heimatgefühl erzeugen, sonst wenden sich Leute ab.
Wenn das Wohnzimmer der Gesellschaft fehlt, ist jeder für sich allein. Daher ist unser Plan: Lasst uns gemeinsam Wohnzimmer der Gesellschaft finden, teilen und einrichten! Die Stiftung FUTURZWEI wird eine Website einrichten, auf der Sie Ihr Wohnzimmer der Gesellschaft unterbringen können oder Ihre Idee oder Bereitschaftsbekundung.
„Wohnzimmer der Gesellschaft“, nennen übrigens die Finnen die Bibliothek Oodi in ihrer Hauptstadt Helsinki. Das ist ein Ort, in dem man eben nicht nur Bücher ausleihen kann, sondern kochen, Videos drehen, Dinge reparieren, Musik machen und sich ohne jeden Anlass treffen kann. „Wenn jede Stadt, jede Gemeinde das hätte“, schreibt Welzer im Titelessay, könnte man sich die ganzen gut gemeinten Demokratie-Programme sparen.“
In der neuen Ausgabe sprechen wir mit Luisa Neubauer über ihre verschiedenen Heimaten, innere, familiäre, planetarische. Mit dem Meinungsforscher Stephan Grünewald über die Gründe für die Entfremdungsgefühle von zunehmend mehr Deutschen. Die Politikökonomin Maja Göpel beschreibt, wie die Silicon-Valley-Jungs uns in die Einsamkeit digitaler Einzelkammern gelockt haben. Die junge CDU-Politikerin Nora Zabel spricht über die Generation Z im Osten und warum selbst die Twentysomethings nicht von DDR-Gefühlen loskommen. Und in der „Blattkritik“ widerspricht uns der Soziologe Aladin El-Mafaalani, in dem der sagt: Liberale Demokratie muss nicht Heimat bieten, sondern einfach funktionieren. Peter Unfried
Die neue Ausgabe und Abo bestellen: tazfuturzwei.de
Schon mal vormerken: Die Launch-Party ist am 9. Dezember um 20 Uhr in der taz Kantine. Wir sprechen mit tollen Menschen, die Wohnzimmer der Gesellschaft pflegen oder gründen.
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