wortwechsel: Utopien der Arbeiterklasse und Abstiegskampf
Die Gewerkschaften haben nicht mehr die Macht wie früher. Hängt damit auch das Erstarken der AfD zusammen? Und auch Hausarbeit ist produktiv
Selbstermächtigung
„Abstiegskampf am Fließband“,
wochentaz vom 8. 11. bis 14. 11. 25
Herzlichen Dank für die Veröffentlichung des Textes von Tung Doan. Er berichtet aus einem Milieu, mit dem vermutlich 95 Prozent der taz-LeserInnen nicht so vertraut sind. Und er gibt Antworten auf unser aller Rätselraten, warum die AfD viel Zuspruch erfährt. Die schlechte Botschaft des Artikels ist allerdings, dass eine erneute Selbstermächtigung der Arbeiter und Angestellten als das probate Gegengift zum AfD-Wählen in weiter Ferne zu sein scheint. Die Gewerkschaften mobilisieren zwar in Teilbereichen (Kindergärtnerinnen) recht erfolgreich, kommen aber an die Masse der Leute nicht heran. Es bleibt leider schwierig.
Roger Peltzer, Kempen
Genossenschaften
„utopien der arbeiterklasse“,
wochentaz vom 8. 11. bis 14. 11. 25
Hoch mit der Genossenschaft: Autor Leon Holly schreibt, das erste genossenschaftliche Unternehmen wäre 1950 im Baskenland entstanden. In der genossenschaftlichen taz müsste das besser bekannt sein. Robert Owen gründete 1799 eine Genossenschaft, viele weitere folgten. Bei „Lohn auch für Hausarbeit“ schreibt Leon Holly, Karl Marx definiere Hausarbeit als unproduktiv. Ich weiß nicht, wie er darauf kommt. Im „Kapital“ wird über Hunderte Seiten die wechselseitige Beeinflussung von Produktion und Reproduktion geschildert. Zu Letzterem zählt auch die Hausarbeit, die keinesfalls als unproduktiv definiert wird.
Ulrich Nettelstroth, Falkensee
Vergleichbarkeit
„Verbraucher zurechtstutzen“,
wochentaz vom 1. 11. bis 7. 11. 25
Ein sehr komplexes Thema, etwas unterkomplex bearbeitet. Eine Spülmaschine ist also in einem Mehrpersonenhaushalt grundsätzlich effizienter? Wenn man was vergleicht? Die neue Spülmaschine mit einem Handspüler, der unter laufendem Wasserhahn abspült? Oder den Spülmaschinenbesitzer, der vorspült, mit einem Handspüler, der das warme Wasser aus seiner Solaranlage nutzt und mit 4 Liter Wasser auch noch Töpfe und Joghurtbecher spült? Wäschetrocknen in der beheizten Wohnung verbraucht Energie, viele befeuchten im Winter aber extra die Raumluft. Im Sommer wird die Wäsche dann auch im Trockner getrocknet, weil sie so schön weich ist – oder weil das Ding jetzt ja eh rumsteht. Handlungsanleitungen im Energiebereich sollten der Komplexität des Themas gerecht sein, das ist hier leider nicht der Fall.
Wolfram Mathijssen, Deggenhausertal
Kapitalismusende
„Ohne Wachstum geht’s schneller Richtung Autoritarismus“,
wochentaz vom 1. 11. bis 7. 11. 25
Nicola Fuchs-Schündeln stellt das Wirtschaftswachstum als alternativlos dar, sonst drohe unter anderem Autoritarismus. Kann so gesehen werden, hat ja alternativlos die vergangenen Jahrzehnte für einige von uns zu Wohlstand geführt. Allerdings war und ist Wachstum schon immer mit Raubbau an Natur und Ressourcen verbunden, mit immer noch steigender Tendenz. Der gesunde Menschenverstand sollte doch jeder und jedem klar machen, dass das Geschäftsmodell „Wachstum“ over ist. Leider scheinen die Gier und die Angst vor Änderungen der stärkere Motivationsantrieb zu sein. Das Ergebnis dieses Festhaltens am Wachstumsparadigma werden unsere Nachkommen in nicht allzu ferner Zukunft tragen. Alternativlos wäre das sofortige Ändern des Geschäftsmodells. Ulrike Herrmann hat in ihrem Buch „Das Ende des Kapitalismus“ Möglichkeiten aufgezeigt. Wenn dann Aufstände, autoritäre Regime und Ähnliches tatsächlich die Konsequenz eines humanen und auf den Schutz der Mitwelt ausgerichteten Handelns sind, dann ist das so. Ich bezweifle aber, dass mittelfristig das selbstzerstörerische Agieren eines Trumps und seiner weltweiten Spießgesellen Erfolgen haben kann.
Heinz Kurtenbach, Much
Gut und schlecht
„Die richtige Seite der Geschichte“,
wochentaz vom 8. 11. bis 14. 11. 25
Geschichte ist wie Natur ein Begriff für etwas, was es nicht als Person oder Objekt gibt. Für mich ist Geschichte Handeln von Menschen in Zeiten. Die Bewertung, richtige Seite oder falsche, ist eine Übertragung des Bildes: zwei Seiten einer Medaille. Die schlechte Seite kann man definieren als eine den Menschen Unglück bringende Seite. Unglück bewirkt ein Auseinanderfallen von menschlicher Kultur im Vergleich zu seiner evolutionären Ausstattung. Das ist der Fall bei regellosen mafiösen Machtstrukturen, also willkürlichen Gangstergesellschaften, die Krieg und Verderben schaffen durch Verstoß gegen die angeborene Freiheit und Gleichheit des sozialen Wesens Mensch. Der Hunger nach der auch angeborenen Reziprozität schafft dann einen allgemeinen Verderben bringenden Revanchismus des „jeder gegen jeden“. Daher ist allein ein demokratisch universales System kulturell für den Menschen passend. Das derzeitige kapitalistisch patriarchale System ist folglich auf der falschen Seite der menschlichen Geschichte. Richtig waren Jäger- und Sammlerkulturen.
Hannes Küper, Werne
Richtige Zeitung
„Die richtige Seite der Geschichte“,
wochentaz vom 8. 11. bis 14. 11. 25
Danke für den super Artikel von Matthias Kalle. Toll ist, dass jeder Autor am Ende des Artikels in der digitalen taz kurz vorgestellt wird. Vielleicht lässt es sich auch einrichten, direkt ein Feedback zu geben. Unter anderem hat mir der letzte Absatz sehr gut gefallen und mir wieder mal gezeigt: Ich lese die richtige Zeitung.
Gabriele Hoffmann, Mecklenburg
Lob für Essay
„Die richtige Seite der Geschichte“,
wochentaz vom 8. 11. bis 14. 11. 25
Hallo Matthias Kalle, Ihr Essay „Die richtige Seite der Geschichte“ gefällt mir sehr! Witzig geschrieben und wahr, so ist es, und mit belesenem Kurzüberblick über die Geschichtsphilosophie, das muss man erst mal können.
S. Isringhausen
Postbeamte
„Warum SPD und Grüne keinen New Yorker Mamdani-Moment erschaffen können“,
wochentaz vom 8. 11. bis 14. 11. 25
In dem Leitartikel wird die hohe Professionalität des neu gewählten Bürgermeisters in NY gelobt und anschließend das Charisma des unterlegenen Gegners mit dem eines Postbeamten verglichen … Um Himmels willen! Warum müssen da Postbeamten ihre Ausstrahlung hinhalten?
Ulrich Deppe, Werder (Havel)
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