: Was tun für Helferinnen
Mehr Engagement vom Senat fordert der Hebammen Verband Hamburg: Schwangerenvorsorge und Ausbildung sind brennendste Themen
von Ulrike Krahnert
Die Stellung der Hebamme spiegelt den Status der Frau in einer Gesellschaft, zitiert Susanne Kortshagen, die 1. Vorsitzende des Hebammen-Verbands Hamburg (HVH), eine Studie. Der Forderungskatalog an den Senat, wie ihn der Verband aus Anlass des Internationalen Hebammentages in dieser Woche formuliert hat, macht deutlich: In Hamburg gibt es diesbezüglich noch viel zu tun.
Seit Jahren bereits fordert der HVH die Umsetzung der ebenso lange vom Senat versprochenen Gebührenerhöhung für Hebammen – deren Arbeit als einer der am schlechtesten bezahlten im Gesundheitswesen gilt – sowie einen behördlichen Ansprechpartner, wie er in anderen Bundesländern üblich ist. Brennender noch seien die Themen Schwangerenvorsorge, Hebammenausbildung und Familienhebammen.
So müsse die Schwangerenvorsorge weiterhin sowohl von Ärzten als auch von Hebammen gewährleistet werden, lautet eine weitere Forderung. Diese parallel laufende Betreuungspraxis ist Kortshagen zufolge „stark gefährdet“: Seit am 1. April der neue Abrechungskatalog für Ärzte in Kraft trat, können Mediziner solche Untersuchungen nur dann abrechnen, wenn sie die Schwangeren das gesamte Quartal über betreuen. Dies führe zu einer Abgrenzung der Ärzte von den Hebammen, sagt Susanne Kortshagen: Ein wichtiger Tätigkeitsbereich der Hebammen drohe wegzubrechen. Dabei belegen Studien, dass Schwangerschaft und Geburt glatter verlaufen, wenn sie von einer Hebamme betreut werden.
Die Qualität der Ausbildung habe seit der Schließung der Hebammenschule in der Klinik Finkenau im Jahr 2000 und der Eingliederung in das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BZG) „stark gelitten“. Die Lehrkräfte der Hebammen im BZG seien oftmals berufsfremd, die Hebammenschülerinnen in Kliniken häufig in hebammenfremden Stationen eingesetzt – als Pflegekräfte. „Viele junge Hebammen kommen heutzutage ohne viel Erfahrung in die Geburtshilfe.“ Der Senat müsse die Qualität der Ausbildung sichern, unterstreicht der Verband.
Eine sozialpädagogische Zusatzausbildung benötigen so genannte Familienhebammen, die in den Problembezirken der Stadt sozial benachteiligte Mütter und Familien betreuen. Durch ihre bis zu einem Jahr dauernde aufsuchende Tätigkeit bekämen sie einen direkten Einblick in familiäre Verhältnisse und Strukturen. In enger Zusammenarbeit mit anderen sozialen Diensten würden sie so wirksam beratend arbeiten, präventiv – und somit kostensparend für die Stadt. Aktuell tun das Familienhebammen in sechs Stadtteilen, etwa St. Pauli und Lurup, in drei weiteren Bezirken sei das Angebot geplant. Doch das seien, so Kortshagen, „oftmals bloß Lippenbekenntnisse“.