: „Weniger objektbezogen“
AUSSTELLUNG Eine Galerie zeigt Fotografien, die nicht sehenden Auges entstanden sind
■ 54, ist Künstler, Objektgestalter und Initiator der Ausstellung „Augenlicht“.
taz: Warum drücken Sie zwei Blinden einen Fotoapparat in die Hand, Herr Bareither?
Günter Bareither: Weil ich herausgefunden habe, dass blinde Menschen weniger objektbezogen sind als Sehende. Die beiden wollten zunächst immer, dass ich Ihnen zeige, was sie fotografieren sollen. Und ich habe Ihnen gesagt: Sie sollen sich nach ihren übrigen Sinnen richten und damit Fotos machen. Dabei sind sehr interessante Sachen herausgekommen.
Sind diese Fotos, die Blinde machen, nicht im Grunde total willkürlich?
Nein. Ihre übrigen Sinne sind ja geschärft, sie verlassen sich beispielsweise mehr auf ihr Gehör und halten da die Kamera hin.
Jürgen K. und Marion K., die beiden Fotografen...
...sind darin totale Laien. Die kannten sich mit einer Kamera gar nicht aus. Ich hab Ihnen zunächst den Finger an den Auslöser geführt – der Rest war so eingestellt, dass da scharfe Bilder rauskommen, wenn sie nicht zu sehr verwackelt sind. Dann haben sie festgehalten, was sie in Bremen und Bremerhaven, in Parks, auf den Straßen, während eines Konzerts, am Lagerfeuer wahrgenommen haben. Jürgen K., 54, ist erst vor etwa zehn Jahren erblindet, Marion K., 47, ist seit ihrer Kindheit blind.
Wie macht sich dieser Unterschied in den Bildern denn bemerkbar?
Jürgens Fotos haben oft etwas Männliches, sind konkreter. Marion hält dagegen auch Sachen fest, die einen Mann vielleicht nicht so interessieren würden.
Wie stehen die beiden zu den Bildern?
Schwer zu sagen. Man kann es ihnen nur erklären, beschreiben.
Fotografieren Jürgen und Marion K. denn weiterhin?
Im Moment nicht. Ich strebe jetzt aber Foto-Projekte mit anderen Blinden an. INTERVIEW: Jan Zier
Werktags 14 bis 18 Uhr, Agentur & Galerie Drei hoch 3, Schildstr. 27