: Revier gedenkt der Nazi-Befreiung
Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes legten Bewohner in der Region Kränze nieder und hielten Mahnwachen. In Düsseldorf wurde das Gedenken vom Marathon verdrängt
RUHR taz ■ In vielen Städten Nordrhein-Westfalens wurde gestern des Kriegsendes vor genau 60 Jahren gedacht. „Es ist gut, daran zu erinnern, denn ohne Erinnerung gibt es keine Orientierung“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen, Alfred Buß, in Bielefeld. Erinnerung halte die Mahnung wach, alles Menschenmögliche zu tun, damit sich die Verbrechen von damals nicht wiederholten. „Wir wollen das Gedächtnis der Opfer des NS-Regimes bewahren und sie, wo immer möglich, aus der Namenlosigkeit herausholen. Das Unrecht, durch das sie ihr Leben verloren, soll nicht darin noch einen späten Triumph feiern, dass auch die Erinnerung an sie ausgelöscht wird“, so Buß.
In Dortmund organisierte das Bündnis gegen Rechts, ein Zusammenschluss von mehr als 100 Organisationen, eine Kundgebung durch die Nordstadt. Die TeilnehmerInnen versammelten sich unter anderem an einem Gedenkstein, der an die Deportation und Ermordung der Sinti und Roma erinnert.
Auch in Münster wurde der Tag der Nazi-Befreiung begangen: Seit 1991 legt der Arbeitskreis „Rosa Geschichten – Schwul-lesbisches Archiv Münster“ am 8. Mai am „Zwinger“ einen Kranz nieder. Das Gefängnis diente am Ende der Nazizeit als Hinrichtungsstätte der Gestapo. Mit dieser Geste wollen die Schwulen und Lesben an eine oft vergessene Opfergruppe des Nazi-Regimes und an die immer noch existierende Verfolgung von Schwulen und Lesben in vielen Teilen der Welt erinnern.
Etwa 100 Menschen kamen zur Ausstellungseröffnung „Schlaglichter zum Nationalsozialismus“ in Castrop-Rauxel. Mit Fotos, Parteiplakaten und alten Dokumenten thematisiert der Arbeitskreis für Stadtgeschichte in Kooperation mit dem Stadtarchiv auch die Zeit des Wiederaufbaus und der Entnazifizierung in der Revierstadt.
In Düsseldorf wurde die Demonstration des „Bündnis 8. Mai“ vom Stadtmarathon verdrängt. Oberbürgermeister Joachim Erwin habe den Tag des Gedenkens umgewidmet, wirft ihm die DKP vor. Der CDU-Stadtchef hatte seine Kranzniederlegung am Denkmal einer Widerstandsgruppe auf den 17. April vorgezogen – die Landeshauptstadt wurde früher vom Nazi-Regime befreit als andere Kommunen in Nordrhein-Westfalen.
NATALIE WIESMANN