Radfahrer in permanenter Notwehr

Betr. „Polizei dämpft Frühlingsgefühle“, taz vom 29.4.2005

„Auf Dauer halten sich die Leute an die Spielregeln, wenn sie ihren Sinn einsehen.“ Vor diesem Hintergrund ist das häufig verkehrswidrige Verhalten von Radfahrern zu sehen. Sie bewegen sich in Verkehrsräumen, die von Autofahrern für Autofahrer geplant und gestaltet werden. [...] Der Radfahrer dagegen wird mit Verkehrsführungen und Ampelphasen konfrontiert, die mit seiner Bewegungrichtung und Ziel-Strebigkeit nichts zu tun haben. Schlimmer noch, oft als reine Schikane empfunden werden. Da fühlen sich viele in einem Zustand der permanenten Notwehr. Aufspringende Autotüren, abrupt endende oder rücksichtslos zugeparkte Radwege verkünden eine frohe Botschaft: Hilf dir selbst, sonst tut es niemand.

Damit es vorwärts geht, muss zweierlei geschehen: Die Infrastruktur für den Radverkehr muss laufend und spürbar verbessert werden. [...] Radverkehr ist die billigste und schonendste Verkehrsart [...] Wenn knappe Resourcen [...] ganz dem Autoverkehr zugeschlagen werden, hat die (verkehrspolitische) Dummheit gesiegt.

Dass es vor diesem Hintergrund trotzdem völlig dämlich ist, nächtens ohne Licht herum zu radeln, ist die zweite Überlegung. [...] Natürlich hat ein verkehrsunsicheres Fahrrad nichts, aber auch gar nichts im Straßenverkehr zu suchen. Seit das Fahrrad in den Verkehr gekommen ist, sind ein paar Millionen Autos dazu gekommen. Das Selbstverständnis vieler Radfahrer scheint aber noch aus den 20er Jahren zu stammen. [...] Radfahrer sollten eine Prüfung ablegen [...], zumindest einen groben Überblick über die StVO und die gebräuchlichsten Verkehrszeichen nachweisen. Fahrräder, die bauartbedingt nicht am Straßenverkehr teilnehmen dürfen, gehören auch nicht dahin [...] Wenn der für alle seine Taten restlos selbst veranwortliche Staatsbürger der Wirklichkeit entsprechen würde, bräuchten wir keine Polizisten oder Gerichte. [...] Es wird Zeit, dass der Radverkehr im 21. Jahrhundert ankommt. [...] ROLF BAUERFEIND, KÖLN

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