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wortwechselDer Weg der Bücher und Hilfe für Menschen in Not

Viele sind vom Überangebot in Buchhandlungen überfordert und bedienen sich lieber in Bücherkisten. Hilfsbereitschaft ist gefragt: in der Familie, aber auch auf der Straße.

Bücherkisten in alten Telefonzellen: immer wieder finden sich dort gute Bücher Foto: Marc Vorwerk/ sulupress.de/ picture alliance

Kleine Buchläden

„Die bessere Buchmesse“,

wochentaz vom 11. 10. bis 17. 10. 25

Liebe Frau Schwab, Ihre Analyse des Büchermarktes kann ich absolut nachvollziehen. Aber als Buchhändlerin in einem kleinen, unabhängigen Buchladen möchte ich Ihnen doch gerne ein paar Tipps geben! Suchen Sie sich einen solchen kleinen Laden (bei uns gibt es wirklich (fast) nur Bücher) Meiden Sie Bücher, auf denen der Spiegelbestseller-Aufkleber klebt. Finden Sie heraus, welcher da arbeitende Mensch Ihren literarischen Geschmack teilt. Dann werden Sie von ihm/ihr die Nicht-Mainstream-Tipps bekommen, inklusive inspirierender Gespräche über Literatur. Damit unterstützen Sie auch diese kleinen Kulturnischen. Die es – ja doch – noch gibt!

Monique Baumann, Balingen

Bücherschränke

„Die bessere Buchmesse“,

wochentaz vom 11. 10. bis 17. 10. 25

Der oben genannte Artikel spricht mir voll aus dem Herzen. Nachdem mich in den letzten Jahren mehrere hochgelobte Bücher sehr enttäuscht haben und die örtlichen Bibliotheken ältere Bücher schnell aussortieren, liebe ich um so mehr das Regal der Bürgerstiftung im hiesigen Supermarkt. Hier finde ich immer wieder Lesestoff, Biografien, Sachbücher oder Klassiker aus aufgelösten Bücherschränken hiesiger Mitbürger. Das Gute dabei, ich kann sie behalten oder zurückbringen.

Hildegard Barth St. Georgen

Büchertausch

„Die bessere Buchmesse“,

wochentaz vom 11. 10. bis 17. 10. 25

Sehr geehrte Frau Schwab, Ihr Artikel hat mir sehr aus der Seele gesprochen. Auch in bin Fan von Büchertausch-Kisten/Regalen/Telefonzellen! In Buchläden fühle auch ich mich oft „überfordert“, und wenn mir das neue Buch evtl. doch nicht gefällt, dann hab ich doch recht viel Geld dafür ausgegeben. Und genau wie Sie habe ich zwischen den vielen Büchern in diesem Jahr einen Autor entdeckt, dessen Buch mich absolut begeistert hat: Gerhard Jäger mit seinem Buch „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“. Ich habe dann gleich nach weiteren Büchern geschaut und erfuhr mit Bedauern, dass der Autor bereits verstorben ist und nur 2 Bücher geschrieben hat. Das o. g. und „All die Nacht über uns“. Einfach grandios, unbedingt empfehlenswert. Bei den Tauschmöglichkeiten finde ich Bücher / Krimis, die ich so weglesen kann, da bin ich froh, dass ich kein Geld ausgeben muss dafür und dass ich die Bücher dann weitergeben kann.

Ulrike Küster, Hamburg

Psycho-Content

„Heile dich selbst“,

wochentaz vom 27. 9. bis 3. 10. 25

Ich bin Dipl.-Psychologin und Psychotherapeutin und kann so gut wie alles in dem Artikel an Erkenntnis und auch Kritik unterstreichen. Das Glatte, Genormte, Kontrollierbare, wie es die Influencerin (attachmentnerd) präsentiert, ist nicht das, was menschliches Verhalten und Erleben wirklich abbildet. Man kann sich fragen, woher dieser Wunsch nach Kontrolle und Machbarkeit kommt – aus meiner Sicht steckt am Ende immer Angst dahinter. Und in einer Welt, in der die Krisen überwältigend sind und zunehmen, wird diese existentielle Angst genährt und ausgeblendet mittels Glattheit und Kontrollierbarkeit. Der Kernsatz des Artikels ist für mich daher: „Sie kritisieren, dass man in unserer Gesellschaft nur dann jemand ist, wenn man sozial geschmeidig agiert, sich schnell anpassen kann und ein positives Mindset hat.“

Eine Lanze für die Psychologie möchte ich noch „brechen“ … Zu den Diagnosen (wie ADHS) usw. Hier liegt eine Verwechslung vor – zwischen der Psychologie als Gesamtdisziplin und der Psychotherapie als Teildisziplin (deren Grundlage die klinische Psychologie ist). In der klinischen Psychologie oder im Beruf in der Psychotherapie geht es (auch) um Diagnosen, und zwar als Hilfsmittel, um zu verstehen, was Menschen an Behandlungsmethoden (bzw. Interventionen) brauchen könnten – auf wissenschaftlicher Basis.

Die Psychologie als Gesamtdisziplin befasst sich aber überwiegend mit dem psychisch gesunden Menschen (in der Arbeits-/Organisationspsychologie, der pädagogischen Psychologie, der Kognitionspsychologie, der Sozialpsychologie …). Und last but not least: die Psychologie ist die Lehre vom menschlichen Erleben und Verhalten.

Anke Hofmann, Sasbach

Robert Habeck

„Jenseits von Show“,

taz vom 7. 10. 25

Im Frühsommer hatte ich reichlich Tränen vergossen, als Robert Habeck ging. Mit ihm war mir auch die Zuversicht auf eine intellektuell niveauvolle Herausforderung für den Volksfestprediger aus Bayern im Kanzleramtsduell 2029 abhanden gekommen.

Nun nimmt Robert Habeck sich die Freiheit, politische Wunder nach Hannah Arendt philosophisch zu erklären. In der gleichen Woche, in der ausgerechnet der schwarze Metzger aus München in meiner Heimatstadt unweit der Walhalla – vulgo dem „Ruhmestempel der Deutschen“ – die letzten beiden Sockel der Erinnerung dort reserviert. Den einen für Franz Josef Strauß, Gott hab ihn selig. Den anderen – für die nämliche Hannah Arendt, bei der wir über Freiheit, Zuversicht und Wunder nachlesen könn(t)en. Ist das nun ein Treppenwitz der Geschichte? Oder auf wessen Mühlen gießt Peter Unfried da jetzt (Schaum)Wein?

Werner Schottenloher, Regensburg

Friedensnobelpreis

„Über Bande gespielt“,

wochentaz vom 11. 10. bis 17. 10. 25

Ein klarer Angriff auf die autoritäre Machtergreifung durch Trumps Regierung? Nicht wirklich. Marco Rubio hat M. C. Machado nicht zum Spaß als Kandidatin für den Nobelpreis nominiert, zu einer Zeit, in der venezolanische Boote unter (hier ganz) klarem Verstoß gegen das Völkerrecht bombardiert werden. Hier hat Hintergrundrecherche gefehlt, z. B. im September 2025 tauchte M. C. Machado erneut als Teil der internationalen Netzwerkallianz „Patriots for Europe“ (CPAC/CEPAC-Bewegung) auf. Das Treffen brachte Politiker und Strategen der internationalen Rechten zusammen, darunter Milei, E. Bolsonaro, Orbán, Meloni und Vertreter der US Heritage Foundation u.a. Machados politische Netzwerke, ihre Wirtschaftspläne und ihre Verbundenheit mit autoritären Kräften machen sie zu einer möglichen Vorbereiterin eines Krieges – dem Gegenteil von Frieden also. Sie widmet die Auszeichnung auch Trump. Ganz ehrlich: aus dieser Perspektive hätte ich es vorgezogen, wenn Trump nicht indirekt, sondern ganz offen vom Nobelkomitee geehrt worden wäre.

Gilda Rebello, Frankfurt a. M.

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