„Natur empfinden“

Vogelführung: Die Vorboten des Frühlings

■ 51, Ornithologe und studierter Bioingenieur. Auch arbeitet er für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

taz: Herr Rademann: Sind Führungen im Wald, bei denen man Vögel beschaut, nicht ein Hobby für Öko-Nerds? Oder warum sollte man heutzutage noch Interesse daran haben?

Michael Rademann: Es geht ja gar nicht darum, dass die Teilnehmer später alles über Kohlmeisen lesen. Es ist viel genereller: Vor allem Jugendliche lernen Natur heute nur noch durch Verbote kennen. In Naturschutzgebieten muss man auf dem Weg bleiben, darf nicht auf Bäume klettern.

Sie wollen mit ihrer Führung sensibilisieren?

Genau. Wir wollen für die richtige Natur, und für alles, was damit zusammenhängt, begeistern. Die Teilnehmer sollen ein Empfinden dafür bekommen und Natur zu schätzen wissen. Nur so wird man später, wenn man die Verantwortung dafür hat, Natur auch schützen.

Gibt es einen Grund, warum die Wanderung am späten Vormittag stattfindet?

Der Zeitpunkt für die Sichtung von Greifvögeln ist dann sehr günstig. Der Boden ist noch kalt und die Sonne erwärmt langsam die Luft. „Thermik-Flieger“, Greifvögel wie der Mäusebussard und Turmfalke, nutzen diesen Aufwind, um nach oben zu gleiten. Gerade jetzt im März zur Balz lässt sich das sehr gut beobachten.

Gibt es eigentlich Vogelarten, die den Frühling „einläuten“?

Ja, zum Beispiel den Zilpzalp, ehemals Weidenlaubsänger. Der singt immer seinen eigenen Namen: „zilpzalp“. Und auch die Singdrossel. Die kann übrigens Handytöne und das Geräusch von Motorsägen nachmachen. Hört man die beiden Vögel singen, weiß man, der Winter ist geschafft. Jetzt ist der Frühling endlich da. INTERVIEW: EFK

Vogelkundliche Führung auf dem Höltigbau: 10 bis 12 Uhr, Hamburg-Rahlstedt, 4 Euro