: „Sie rührt an einem Tabu“
LAUSCHEN Im Hörkino lässt sich heute die intime Geschichte vom Sechzehnkindermann erleben
■ 50, freie Journalistin und Kommunikationsberaterin, koordiniert gemeinsam mit Charly Kowalczyk das Bremer Hörkino.
taz: Frau Hoffmann, Hörkinos gibt’s viele …
Beate Hoffmann: … aber mehr für Hörspiele: Wir hier in Bremen sind die einzigen, die sich aufs Feature konzentriert haben, und in regelmäßiger, fester Form anbieten: Es gibt jeweils eine Stunde Radio-Feature und dann ein Gespräch mit den AutorInnen.
Warum diese Spezialisierung?
Uns ging es auch darum, die Form des Features zu featuren. Da wird bei den Radiosendern ja sehr viel eingespart.
Müssen Sie sich deshalb von der swb sponsern lassen und werden nicht, wie bei den Hörspielkinos üblich, von der Landesrundfunkanstalt finanziert?
Nein, das war unsere Entscheidung, und ich glaube, bei Radio Bremen sind sie froh darüber, dass wir das machen. Als wir vor acht Jahren die Idee hatten, haben wir dort gar nicht nachgefragt: Wir wollten nicht auf Radio Bremen-Produktionen festgelegt sein, sondern auch Sachen vom Bayrischen Rundfunk und Deutschlandradio spielen, wie heute Abend.
In Federland erzählt Irmgard Maenner ja die Geschichte vom „Sechzehnkindermann“, das ist ihr Großvater, der sich 1948, kurz nach der Wahl zum Bürgermeister von Waldsassen, erhängt, worüber man dort immer noch nicht gern spricht.
Das stimmt. Sie rührt da an einem Tabu, auch in dem sie, als Nachgeborene, nach den Prägungen dieser durch Kriege gegangenen Generation fragt. Auch formal ist das ein untypisches Stück, gar nicht so wie sonst eine Dokumentation mit vielen Zeitzeugengesprächen. Das ist fast schon ein Kammerspiel.
Und das – als Vorführung?
Gerade bei so fast intimen Stücken haben wir oft starke Resonanz – gerade auch durchs anschließende Gespräch.
INTERVIEW: BES
Hörkino: Irmgard Maenner, Federland – oder: Der Sechzehnkindermann, 20 Uhr, swb-Kundencenter