: Gesucht in ganz Südostasien
Die Spekulationen um Noordin Mohammed Top blühen: Wurde der Terrorist bei einem Spezialeinsatz vom Wochenende getötet oder nicht? Sechzehn Stunden lang hatten Antiterrorkämpfer ein Haus in Zentraljava beschossen und am Samstagmorgen schließlich gestürmt. Indonesische Fernsehsender meldeten, bei einem der Toten im Innern des Hauses handele es sich um den berüchtigten Noordin M. Top. Doch Experten bezweifeln dies, und auch die Polizei will die Berichte derzeit nicht bestätigen. Klarheit soll jetzt eine DNA-Analyse liefern.
Sollte sich der Tod Noordins bestätigen, wäre Indonesien ein weiterer Schlag gegen den Terrorismus gelungen. Noordin M. Top gilt als meistgesuchter Mann Südostasiens mit Verbindungen zu al-Qaida. Er wurde am 11. August 1968 im malaysischen Bundesstaat Johor geboren und besuchte zunächst ein Internat, das von dem indonesischen Exilgeistlichen Abdullah Sungkar geleitet wurde. Der Schulleiter war auch Mitbegründer der Terrororganisation „Jemaah Islamiyah“ (JI), der Noordin 1998 beitrat.
Jahrelang fungierte er als Rekruteur und Geldbeschaffer der JI, weshalb ihn die Medien „Money Man“ tauften. Er wird mit sämtlichen schweren Terrorattacken in Indonesien in den letzten Jahren in Verbindung gebracht, etwa mit den Anschlägen auf die Hotels Marriott und Ritz-Carlton Mitte Juli in Jakarta sowie mit den Bombenattacken auf Bali 2002 und 2005. Die „Spezialität“ des Malaysiers bestand darin, junge Selbstmordattentäter anzuheuern.
Während es indonesischen und ausländischen Ermittlern gelang, etwa 400 Kämpfer der JI zu verhaften, agierte Noordin M. Top weiter aus dem Untergrund: Er gründete eine Splittergruppe namens „Tanzim Qaidat al Jihad“, weil Teile der JI-Führung ihre bisherige Strategie ändern wollten. Sie waren gegen neue Anschläge, die – wie bereits geschehen – auch eigene Landsleute treffen könnten. Doch Noordin, auf dessen Kopf eine Belohnung von umgerechnet 70.000 Euro ausgesetzt war, setzte weiter auf die radikale Taktik.
Gerade soll er neue Anschläge vorbereitet haben. Am Samstag erschoss die indonesische Polizei nahe Jakarta zwei seiner mutmaßlichen Komplizen. Es heißt, diese hätten einen Anschlag auf Präsident Susilo Bambang Yudhoyono geplant. NICOLA GLASS