: Ein-Euro-Jobs tun nicht allen gut
Knapp drei Prozent der Ein-Euro-Jobber in Dortmund haben eine Perspektive auf den ersten Arbeitsmarkt – die Arbeitsagentur feiert das als Erfolg. Handwerker fürchten um ihre Jobs
AUS DORTMUNDNATALIE WIESMANN
„Arbeitslose tun Gutes für Dortmund“, sagte gestern Frank Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer der Dortmunder Arbeitsgemeinschaft (ARGE) bei einer Presseveranstaltung. 2.500 Arbeitslosengeld II-Empfänger seien bereits in Ein-Euro-Jobs untergebracht. „Wir sind damit Spitzenreiter in Nordrhein-Westfalen.“
Nicht alle angebotenen Arbeitsgelegenheiten seien von der eigens dafür eingerichteten Ausschuss genehmigt worden – ein Viertel der Anfragen wurden abgelehnt. „Dabei handelt es sich meistens um Jobs, die nicht zusätzlich sind“, so Neukirchen-Füsers. Denn das sei vom Hartz IV Gesetz vorgegeben: Ein-Euro-Jobs dürfen keine reguläre Arbeitsplätzen verdrängen und müssen gemeinnützig sein.
Zehn Träger von Arbeitsgelegenheiten waren zum Pressetermin gekommen, um den öffentlichen Nutzen ihrer Ein-Euro-Jobber zu promoten: Bei der Dortmunder Tafel werden 26 Arbeitslose beim Fahrdienst, im Lager oder beim Verkauf eingesetzt. Auf dem Gelände des Hochofenwerks Phoenix West übernehmen Arbeitslose gärtnerische Hilfstätigkeiten. Der Caritasverband stellt 130 Arbeitsgelegenheiten zur Verfügung: die Ein-Euro-Jobber verrichten hier Hilfsdienste in der Kranken- und Altenpflege oder im Kindergarten. Es handle sich aber nur um Aufgaben, die in diesem Umfang nicht von den sonstigen Mitarbeitern geleistet werden könnten, sagte Klaus Neumann, Beauftragter für die berufliche Eingliederung. „Das ist aus katholischer Sicht eine gute Sache“.
Alle Träger waren sich einig, dass die Jobs auch gut für die Arbeitslosen seien – keiner von den Betroffenen war jedoch eingeladen worden, um dies zu bestätigen. So treten 30 Prozent der angeforderten Ein-Euro-Jobber ihre Arbeitsgelegenheiten erst gar nicht an, weitere 10 Prozent springen früh ab, weil sie merken, dass der Job nichts für sie ist. „Aber immerhin 60 Personen konnten aus der Arbeitsgelegenheiten heraus eine berufliche Perspektive finden“, so ARGE-Geschäftsführer Neukirchen-Füsers. Das seien dann nicht zwangsläufig Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt, räumte er auf Anfrage aus, sondern auch Jobs auf 400-Euro-Basis oder weitere Qualifizierungsmaßnahmen. Dass es auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Plätze für alle Ein-Euro-Jobber gibt, sei nicht Thema dieser Presseveranstaltung, sagte seine Sprecherin Daniela Karlic.
Die Handwerker fühlen sich vom Einsatz von Ein-Euro-Jobbern bedroht. Wenn – wie in der vom Diakonischen Werk eingerichtete Werkstatt „Passgenau“ – Arbeitslose für 1,50 Euro Möbel restaurieren oder Schreinerarbeiten verrichten, würden damit reguläre Arbeitsplätze gefährdet, sagt Angelika Weiers von der Handwerkskammer Dortmund. „Die Kommunen sparen sich die Handwerker und die Betriebe erhalten keine Aufträge mehr.“ Das sei auch für die berufliche Perspektive der Ein-Euro-Jobber nicht gut: „Die bleiben in irgendwelchen Maßnahmen hängen, weil keine regulären Jobs mehr eingerichtet werden können.“
Auch die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe kritisierte unlängst den Einsatz von Arbeitslosen bei Malerarbeiten in Schulen und Sportstätten im Kreis Minden-Lübbecke. Damit würden ausgebildete Fachkräfte um ihre Aufträge gebracht. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks forderte die Bundesregierung in einer Resolution dazu auf, die Ein-Euro-Jobs ganz zu streichen.