Nachmittags Sprache lernen

Dinges-Dierig legt Sprachförderkonzept vor und verzichtet auf Kürzung von 151 Stellen. Fehlen werden diese an den Schulen trotzdem. Förderung wird Pflicht

Wie das gehen sollte, darüber hatte die bildungspolitische Szene in Hamburg lange gerätselt. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen hatte Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) vor Jahresfrist die Sprachförderung zusammengekürzt. Von 518 Stellen kassierte sie 104 ein. Diesem ersten Einschnitt sollte laut Haushaltsplan zum 1. August 2005 noch ein zweiter in unbekannter Höhe folgen.

So sollen von den so genannten „Sonderbedarfen“, von denen die Sprachförderstellen am leichtesten zu rauben sind, nochmals 267 Stellen genommen werden, um steigende Schülerzahlen und Ganztagsschulen zu versorgen. Dennoch hatte Dinges-Dierig wacker erklärt, sie werde zum neuen Schuljahr mit einem wirksamen Sprachförderkonzept aufwarten.

Dieses Konzept erblickte nun kurz das Licht der Welt, ergänzt mit der frohen Kunde, dass für die Sprachförderung „entgegen ursprünglichen Überlegungen“ 418 Lehrerstellen bereitstünden und die Senatorin auf die Kürzung von 151 der 267 zu sparenden Stellen verzichte. Allerdings kann ihr Sprecher Alexander Luckow nicht sagen, was mit der Differenz von 116 rein rechnerisch noch überzähligen Stellen passieren soll.

Auch die 151 Stellen bekommt Dinges-Dierig nicht vom Senat geschenkt. Dies würde „aus dem Etat des Hauses geleistet“, sagt Luckow. Was die SPD-Fraktionsvize Britta Ernst eine „traurige Nachricht“ nennt: „Das heißt, den Schulen wird woanders was weggenommen.“

Das Sprachförderkonzept selbst konzentriert sich auf die Vor- und Grundschule und sieht im Kern ab 2006 eine „verpflichtende“ Sprachförderung für viereinhalbjährige Kinder vor, die nach einem speziellen Test als förderbedürftig erkannt werden. Doch dies bedeutet keineswegs, dass diese Kinder einen kostenfreien Vorschulplatz bekommen. Sie sollen vielmehr außerhalb der Vorschulzeit an vier Nachmittagen die Woche in Gruppen von acht bis 15 Kindern zwei Stunden gefördert werden.

Überraschend ist, dass die Bildungsbehörde auf den Erfolg einer Sprachförderung in der Kita oder Vorschule nicht vertraut. So sollen Kinder, die dort bereits sind, „grundsätzlich additiv zum vormittäglichen Besuch der Kita oder Vorschulklasse“ zum Sprachunterricht gehen, allerdings nur zwei Nachmittage die Woche. Kaija Kutter