memory gegen das vergessen : Mit den alten Fotos spielen
Wenn Eltern mit ihren Kindern Memory spielen, gewinnen bekanntlich immer die Kinder. Und wenn Eltern mit ihren Eltern Memory spielen? Auch dann könnte die mittlere Generation in Zukunft das Nachsehen haben – jedenfalls wenn es nach Anna Bormann geht. „Ältere Leute schwelgen doch gerne in Erinnerungen, und ihr Kurzzeitgedächtnis sollten sie auch trainieren. Warum also nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden?“, erklärt die Design-Studentin das Konzept von „Memory your life“.
Die 24-Jährige hat dafür lediglich den – oder besser: die Rahmen geschaffen, 24 an der Zahl. Mit Inhalt füllen sollen die Senioren sie selbst. Quadratisch sind die kleinen Rahmen und aus Kunststoff. Sie sehen aber so aus, als ob sie mit einer Büttenschnitt-Schere bearbeitet worden wären wie bei alten Fotografien. Anstatt in Kisten zu verstauben sollen die Bilder ihren Besitzern dabei helfen, gegen die Vergesslichkeit anzuspielen. Wie bei einem herkömmlichen Memory-Spiel geht es auch bei „Memory your life“ um das Paare-Finden. „Entweder man lässt ein Foto nachmachen oder erklärt zwei Bilder zu einem Paar, die einen deutlichen Bezug zueinander haben: zum Beispiel die Porträts von Eheleuten“, rät die gebürtige Hildesheimerin. Sie ist davon überzeugt, dass ihr Entwurf auch einen Beitrag dazu leisten würde, die Kommunikation zwischen den Generationen zu erleichtern: „Erlebnisse und ganze Familiengeschichten ließen sich den Enkeln im Spiel viel leichter vermitteln.“
Vor kurzem hat die Diplomandin gemeinsam mit ihrer Großmutter deren Fotokiste durchgeschaut und sich die Bilder aushändigen lassen, die eine besondere Bedeutung für die 94-Jährige haben. Entstanden ist eine Art Lebensprotokoll, an deren Erstellung auch Jüngere interessiert sein könnten. Vielleicht hätten sie dann bei zukünftigen Memory-Partien gegen ihre Kinder und Eltern auch wieder bessere Karten. NICOLE WELGEN