STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Klappe halten, Meer gucken

Es gehört zu den liebevollsten Eigenschaften des deutschen Fernsehens, sehr deutsch zu sein. Selbst wenn es im Ausland spielt, wobei „spielen“ heutzutage natürlich vorzugsweise „ermitteln“ bedeutet. Schließlich läuft nichts so gut im deutschen Fernsehen wie ein Krimi. Wobei das mit dem „Krimi“ auch wieder so eine Sache ist: Wo eine eines unnatürlichen Todes gestorbene Leiche drin ist, steht heute eben Krimi drauf – auch wenn der Rest der Geschichte mit Krimi oder Spannung rein gar nichts zu tun hat.

Also hat das ZDF – wie weiland der deutsche Rialto-Schwarz-Weiß-Film Hansjörg Felmy als Inspector nach London – Walter Sittler als Kommissar auf die schwedische Insel Gotland verbracht. Und anders als bei den Edgar-Wallace-Schinken der 1960er Jahre wackelt hier keine Kulisse und die Fönfrisur sitzt. Dafür erleichtert einem aber auch kein aus dem Schrank fallender Klaus Kinski das TV-Leben: Hier muss man durch.

Der Plot hat die Leichtigkeit eines lauen, verregneten Sommerabends: An einem Studiengang für Meeresbiologie tut sich zur Prüfungszeit Seltsames. Die schlechten Studenten brillieren, die guten fallen durch und hängen danach tot im Wald.

Kleinigkeit für Kommissar Robert Anders, den Sittler zwischendurch dankenswerterweise so spielt, als nähme er das selbst alles nicht so ernst. Alle Verdächtigen werden fein säuberlich geordnet und der Reihe nach abgearbeitet, das ergibt dann auch genügend Zeit fürs kommissarische Familienleben, das genau so brav-bürgerlich Vollendung findet. Am Ende geht der Kommissar ins Wasser – aber natürlich nur zum Schwimmen. Und kein Satz blieb ungesagt. „Klappe halten und aufs Meer gucken“, möchte man dem „Kommissar und das Meer“ zurufen. Aber auch der ist gewissermaßen eine Krimi-Parodie. Die andere läuft am Sonntagabend um 20.15 Uhr in der ARD – es ist ein Münster-„Tatort“.

„Der Kommissar und das Meer: Allein im finsteren Wald“; Sa., 20.15 Uhr, ZDF