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Archiv-Artikel

Krach um BIG und den Bredenplatz

SPD und Grüne sind sauer: BIG will City-Grundstück an Zechbau und Grosse für 2,6 Millionen verkaufen – und dafür 2,5 Millionen Fördergeld zahlen

Von sgi

bremen taz ■ SPD und Grüne sind empört über die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG). Denn die hatte gestern via Weser Kurier verkünden lassen, dass die Baufirmen Zechbau und Justus Grosse auf dem Bredenplatz in der City ein Hotel bauen sollen. „Die Sache stinkt zum Himmel“, so die grüne Baupolitikerin Karin Krusche. SPD-Chef Carsten Sieling beschwerte sich bei BIG-Chef Ulrich Keller in einem Brief: „Ich lehne den von Ihnen favorisierten Vergabevorschlag ab.“

Was die Politiker so aufregt: Zech/Grosse sollen den Bredenplatz an der Martinistraße für 2,6 Millionen Euro kaufen können – ursprünglich war er aber mit 3,6 Millionen Euro bewertet worden. Zudem sollen die Investoren 2,5 Millionen Euro Fördermittel für das Projekt bekommen – macht ein „Nettoergebnis von 100.000 Euro“, hat Sieling ausgerechnet, „ein weder stadtwirtschaftlich vertretbares Ergebnis noch vor dem Hintergrund des gerade in diesen Zeiten gebotenen sorgsamen Umgangs mit städtischem Vermögen vertretbar.“

Weiterer Kritikpunkt ist die Art der geplanten Vergabe: Sie geschieht „freihändig“, sprich ohne neue Ausschreibung. Eine erste Ausschreibung erfolgte 2001. Unter sieben Bietern wurde die Baufirma Riggers auserkoren, den Bredenplatz, damaliger Wert: 3,6 Millionen Euro, zu bebauen – Riggers gab die Option im Jahr 2004 zurück. Man habe dann zwei weitere potenzielle Investoren um ein erneutes Angebot gebeten, so Juliane Lübker von der BIG: Zech/Grosse und die Weserwohnbau. „Gesucht wurden Investoren, die Hotelerfahrung für den bremischen Markt haben. Grosse und Zech haben die Anforderungen erfüllt“, so Lübker mit Verweis auf die von Zech/Grosse betriebenen Atlantic Hotels und ein Restaurant in der Böttcherstraße. Die Investitionssumme für den Bredenplatz liegt bei 18 Millionen Euro, das neue Hotel soll rund 120 Betten haben und 40 Arbeitsplätze bieten. Auf eine erneute Ausschreibung sei verzichtet worden, weil das rechtlich möglich und der Kreis der in Frage kommenden Investoren ohnehin sehr überschaubar sei. Und weil Riggers die Bredenplatz-Bebauung nicht geschafft hat, wurde das Grundstück von der Geoinformation Bremen, dem ehemaligen Katasteramt, neu bewertet. Über den dann um eine Million Euro geringeren Wert seien beide gefragten Bieter, Zech/Grosse wie Weserwohnbau, informiert worden, so Lübker.

Die Weserwohnbau, die sich gestern zu dem Vorgang nicht äußern wollte, sieht das allerdings anders: In einem Brief an die BIG und die Baupolitiker der Parteien vom Februar hatte sie erklärt, es ergebe „sich der Eindruck, das ein transparentes Verfahren nicht gewollt wird.“ Die Firma war mit der Marriott-Hotelkette als potenzieller Betreiberin im Gespräch – das BIG-Gebahren allerdings rufe „den Unwillen der Marriott-Verantwortlichen hervor und lässt befürchten, dass ein Engagement in Bremen nicht weiter verfolgt wird.“ Aus dem Umfeld der Weserwohnbau hieß es gestern, von dem neu festgesetzten und um eine Million reduzierten Kaufpreis habe das Unternehmen erst aus der Zeitung erfahren.

Nicht nur die Weserwohnbau, alle Bieter von einst hätten über den neuen Wert informiert werden müssen, finden Krusche und Sieling. „Alle Wettbewerber müssen eine faire Chance bekommen und sich auf Basis der veränderten Konditionen erneut um das geplante Hotel am Bredenplatz bewerben können“, so Krusche. Anders als die Grünen fordert SPD-Mann Sieling noch keine erneute Ausschreibung. Er will erstmal Aufklärung – von BIG-Chef Keller selbst und nicht aus der Zeitung. Denn auch die „erfolgte aktive Öffentlichkeitsarbeit“ seitens der BIG hat Sieling nicht gefallen. Pikante Anmerkung am Rande: Die Verkündung der neuen Bredenplatz-Investoren Zech/Grosse geschah im Weser Kurier ausgerechnet neben einer Anzeige der Projektentwicklung Justus Grosse. sgi