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Gewalt in SyrienEskalation zwischen Drusen und Beduinen

Nach Konflikten zwischen Drusen und Beduinen in Suweida greift Israel die syrische Armee an. Die sind gespalten gegenüber dem Nachbarland.

Sunnitische Kämpfer im syrischen Suweida am 14. Juli Foto: Malek Khattab/ap

Jerusalem taz | Im Südwesten Syriens sind am Sonntag heftige Gefechte zwischen drusischen Kämpfern und sunnitischen Beduinenstämmen ausgebrochen. In der drusisch geprägten Stadt Suweida sind mindestens 30 Menschen dabei ums Leben gekommen, weitere 100 wurden verletzt.

Am Montag sind die Kämpfe erneut entflammt. Die Menschenrechtsorganisation Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte geht inzwischen von mindestens 89 Toten aus, darunter zwei Kinder und zwei Frauen. 14 Mitglieder der syrischen Sicherheitskräfte sollen ebenfalls unter den Getöteten sein. Dem Gewaltausbruch sollen Entführungen auf beiden Seiten vorausgegangen sein. Das syrische Innenministerium sprach von einer „gefährlichen Eskalation“.

Derweil hat sich das Nachbarland Israel in die Gefechte eingeschaltet und mehrere Militärpanzer der syrischen Regierung aus der Luft bombardiert. Diese waren von Damaskus zusammen mit Streitkräften in die Provinz Suweida geschickt worden, um Ordnung wiederherzustellen. Laut der Beobachtungsstelle hatten sich die syrischen Streitkräfte teilweise auf die Seite der Beduinenclans gestellt.

Auslöser der Gewalt war eine Audioaufnahme, in der ein drusischer Anführer den Propheten Mohammed angeblich beleidigte

Israel als „Schutzmacht“ der Drusen

Es ist nicht das erste Mal, dass Kämpfe entlang konfessioneller Grenzen in der drusischen Provinz ausbrechen. Doch es ist das erste Mal, dass sie die Stadt Suweida erreichen. Im Mai hatten sich sunnitische Extremisten und Drusen heftige Gefechte in Damaskus und den südlichen Dörfern geliefert. Auslöser der Gewalt war eine Audioaufnahme, in der ein drusischer Anführer den Propheten Mohammed angeblich beleidigte. Auch damals griff Israel ein und tötete ein Mitglied der syrischen Sicherheitskräfte sowie mindestens einen Drusen. Israel habe damals angegeben, die drusische Gemeinschaft schützen zu wollen.

Die Drus*­in­nen sind eine religiöse Minderheit in Syrien, 700.000 Mitglieder stark, und stellen damit etwa 3 Prozent der Bevölkerung. Ihr Glaube leitet sich aus dem schiitischen Islam ab. Israel positioniert sich seit dem Sturz Assads und der Machtübernahme durch die Islamisten von Hayat Tahrir asch-Scham (HTS) als Beschützer der Minderheit. Die Reaktio­nen unter Drus*­in­nen fallen dazu gemischt aus. Während manche Drusen internationalen Schutz fordern oder Israel als Schutzmacht betrachten, sorgen sich andere vor einer Einmischung oder gar Besatzung durch das Nachbarland.

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