: Nach schlechter Note: Schulgezänk in Kiel
BILDUNG Nachdem Schleswig-Holstein bei Vergleich mäßig dasteht, kabbeln sich die Akteure
GEW-Landeschef Matthias Heidn
Eine Studie zu schlechten Bildungschancen für Schüler aus sozial schwachen Familien in Schleswig-Holstein hat umgehend politischen Streit entfacht. CDU/FDP und SPD warfen einander gestern falsche Weichenstellungen vor. SPD-Fraktionschef Ralf Stegner twitterte von „fatalen Folgen des unsozialen CDU/FDP Chaoskurses“.
Natürlich sei Schwarz-Gelb nicht für die schlechten Ergebnisse aus dem Schuljahr 2009/2010 verantwortlich, sagte Stegner: Von 1988 bis 2009 hatte die SPD im Land das Bildungsministerium geführt hat. Die regierende Koalition verschärfe aber soziale Ungerechtigkeiten, so Stegner, indem sie zum Beispiel ein längeres gemeinsames Lernen behindere.
Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) betonte, die Studie erfasse nicht den aktuellen Stand, etwa bei der sogenannten Kompetenzförderung. Auch habe die Landesregierung die frühkindliche Bildung gestärkt. So seien aus maximal 60 Millionen Euro von einst 120 Millionen Betriebskostenförderung in der Kinderbetreuung bis zum Jahr 2014 geworden.
Die Bertelsmann-Studie ergab unter anderem, dass Schüler aus unteren Schichten es besonders schwer haben, ein Gymnasium zu besuchen oder eine gute Ausbildung zu bekommen. „Gefühlt zum 178. Mal bekommt das schleswig-holsteinische Schulsystem ein hohes Maß an sozialer Ungerechtigkeit bescheinigt“, sagte der Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Matthias Heidn. Auch der jetzigen Landesregierung fehle es am Willen, das anzugehen.
Aus Sicht des SPD-Bildungspolitikers Martin Habersaat zeigt die Studie auch, dass Leistung und Gerechtigkeit nicht zueinander im Widerspruch stehen müssen. „Wir müssen die Gemeinschaftsschulen stärken“, forderte Habersaat. Deren Kern sei das gemeinsame Lernen und nicht das Sortieren, das Kinder aus sozial schwachen Familien benachteilige.
CDU-Bildungsexpertin Heike Franzen wertete die Bertelsmann-Studie als klaren Beleg dafür, dass Ruhe an den Schulen wichtiger sei als ständige Strukturreformen. Chancengerechte Bildung gebe es nur für Schüler aus Akademikerfamilien, beklagte dagegen Linksfraktionschefin Antje Jansen. (dpa)
Inland SEITE 6