: Müllgeld wollen alle
Handel und Industrie zerren um Geld, das ihnen beim Verkauf des Dualen Systems Deutschland zugesagt war
KÖLN taz ■ Streit um Geld des Grünen Punktes: Mit 190 Millionen Euro hat das Duale System Deutschland (DSD) seinen Kunden letztes Jahr die Übernahme durch die US-Investmentgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts (KKR) schmackhaft gemacht. Zugesagt war das Geld Herstellern wie Henkel, Nestlé oder Unilever. Doch nun reklamiert es der Handel für sich.
Der argumentiert so: Schon 1991 habe man sich verständigt, das Lizenzentgelt für den Grünen Punkt von den Herstellern zu übernehmen – um sie an die Verbraucher weiterzureichen. Für Erhöhungen habe es gegolten, nun müsse es auch für Entlastungen greifen. So forderte zum Beispiel die Kölner Handelsgruppe Rewe ihre Lieferanten auf, die DSD-Zahlungen abzutreten. Einen entsprechenden Bericht des Handelsblatts bestätigte ein Rewe-Sprecher gestern der taz. Bisher wollen die Hersteller nicht einlenken, weil es keine Gegenleistung gebe.
Industrie und Handel hatten die DSD 1990 gemeinsam gegründet. Sie befreiten sich damit von der individuellen Rücknahmepflicht für Kartons und Tuben. 2004 verkauften die 555 Anteilseigner dann die Grüne-Punkt-Firma an KKR. Diese US-amerikanische Private-Equity-Gesellschaft ließ sich das einiges kosten: Jeder Alt-Aktionär erhielt 46.8250 Euro – das 180-fache des Ausgabepreises. Dazu kam eine „Umstellungsprämie“ von 190 Millionen Euro und eine „Rückvergütung“ von 160 Millionen Euro. Außerdem wurden die Lizenzpreise – zum Teil rückwirkend – um 235 Millionen Euro gesenkt. PASCAL BEUCKER