: Auf der Flucht vor Assad
SYRIEN Sie war Studentin. Sie unterstützte die Opposition, floh nach Ägypten – und wurde überfallen. Hadil Kouki berichtet, wie das Regime seine Gegner sogar im Ausland verfolgt
BERLIN/KAIRO taz/rtr | „Ich bin eigentlich kein besonders mutiger Mensch“, sagt Hadil Kouki. Bis vor einem Jahr war die 20-jährige Syrerin noch eine normale Literaturstudentin an der Uni von Aleppo. Inzwischen ist sie eine vom Regime verfolgte Oppositionelle, die dreimal verhaftet wurde und trotzdem weiter den Widerstand gegen Assad unterstützte, bevor sie Anfang des Jahres nach Ägypten floh.
Doch selbst in Kairo war Hadil nicht sicher vor Assads Schergen: Dort traten drei Männer nachts um vier ihre Wohnungstür ein, prügelten und bedrohten sie. „Sie haben gesagt, das sei nur der Anfang“, berichtet Hadil, die der christlichen Minderheit in Syrien angehört, im Gespräch mit der taz. Über ihr Schicksal sagt Hadil, die nach dem Überfall in einem ägyptischen Kloster Zuflucht suchte: „Eigentlich ist das alles nicht so schlimm, verglichen mit den vielen, auch jungen Menschen, die ihr Leben in diesem Aufstand gelassen haben.“ Nach Angaben der UNO wurden seit Beginn der Proteste in Syrien vor einem Jahr mehr als 8.000 Menschen getötet, darunter viele Frauen und Kinder.
Auch am Dienstag wurden aus dem ganzen Land wieder schwere Kämpfe und Massaker gemeldet. In der nordwestlichen Stadt Idlib entdeckten Anwohner nach Oppositionsangaben etwa 50 Leichen in einer Moschee. Bei zwei Angriffen von Deserteuren auf Armeeangehörige starben insgesamt 22 Soldaten.
Nach Angaben von Human Rights Watch lässt das Regime entlang der Grenzen zum Libanon und zur Türkei Landminen verlegen, um Menschen an der Flucht zu hindern.
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