: IHK: 306.000 Euro sind weg
Neuer Skandal bei der IHK Niederrhein: Hinter dem Rücken ihrer Mitglieder wurden Unternehmensanteile für einen symbolischen Preis von einem Euro verscherbelt
von MIRIAM BUNJES
Die niederrheinische Industrie- und Handelskammer (IHK) muss 306.000 Euro abschreiben. Das Geld steckte in der Duisburger Gesellschaft für Technologieförderung und Technologieberatung (GTT). Kurz bevor das Unternehmen Ende 2004 in Insolvenz ging, wurde es von der damaligen IHK-Spitze an die Duisburger Gesellschaft für Wirtschaftsförderung verkauft. Für einen Euro und ohne die eigentlich notwendige Zustimmung der IHK-Vollversammlung.
Die sollte vor zwei Tagen den Vorgang im Nachhinein absegnen. Doch statt brav die Hände zu heben, begannen die Wirtschafts-Vertreter, kritische Fragen zu stellen: „Wir haben da zum ersten Mal erfahren, dass das Geld weg ist“, sagt Vollversammlungsmitglied Josef Merges. „Da wollten wir gern wissen, wie das Geschäft zustande gekommen ist und warum wir nicht beteiligt wurden.“
Das Präsidium habe den Vorgang auch nicht gekannt, erklärte IHK-Präsident Ulrich Kleier. Aber der Kauf sei nun eben gelaufen und müsse jetzt abgesegnet werden. Unter dem Kaufvertrag stehen jedoch zwei Namen: Der vom Ende 2004 geschassten Ex-Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Reitzig und der von Ulrich Kleier. Kleier dazu in der Versammlung: „Ich habe nichts unterschrieben.“
Die übergangenen Unternehmer halten dies für einen Fall für die Staatsanwaltschaft. Dort ist Reitzig auch schon bekannt: Er musste im vergangenen Jahr 15.000 Euro Bußgeld für eine unzulässige Kreditaufnahme im Namen der Vollversammlung zahlen. Sein Nachfolger Stefan Dietzfelbinger verspricht Aufklärung. „Bislang wissen wir nicht, ob und wer hier etwas falsch gemacht hat.“ Die Anteile der GTT seien auf jeden Fall nicht mehr wert gewesen. „Schlimm genug, dass Kammern überhaupt das Geld ihrer Mitglieder in risikoreiche Geschäfte investieren“, sagt Merges, Mitglied im Verein der IHK-Verweigerer, der ein Ende der Kammer-Zwangsmitgliedschaft fordert. „Ihre Aufgabe ist die Interessenvertretung, dafür kassieren sie schließlich Pflichtbeiträge.“