Bundeszentrale für politische Bildung : Gewalt umschreiben: Kunst, Natur, Politik
Diskussionsprogramm der BpB in Kooperation mit dem Exzellenzcluster 2020 „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“ an der FU Berlin sowie dem Visual Culture Research Center.

Gewalt wird traditionell im historischen Kontext des 20. Jahrhunderts verortet, geprägt durch Totalitarismen, Völkermorde und Massenterror. Dabei wird sie eindeutig negativ definiert. Daraus ergibt sich die Idee einer gewaltfreien Entwicklung und eines gesellschaftlichen Zustands, in dem die Methoden der Gewalt immer zivilisierter werden.
Wann: Sa., 24.05.2025, 16:00 - 21:00 Uhr
Einlass: 15:00 Uhr
Wo: taz Kantine
Friedrichstraße 21
10969 Berlin
Eintritt frei. Platzreservierung erforderlich.
In den letzten Jahrzehnten scheinen sich diese Ansätze durchgesetzt zu haben, inspiriert vor allem durch die Samtrevolutionen von 1989, die als „gewaltfrei“ bezeichnet wurden. Der Ansatz, Gewalt in der Gesellschaft zu reduzieren oder zu vermeiden, sie kontrollierbar und transparent zu machen, hat sich jedoch in den letzten Jahren als gescheitert erwiesen.
Gewalt hat sich in ihren grausamsten und archaischsten Formen erneut mit dem gesellschaftlichen Gefüge vermischt, alle Lebensbereiche durchdrungen und zum Abbau des sozialen Zusammenhalts sowie der Solidarität geführt.
Vor dem Hintergrund anhaltender Kriege und einer rechtsradikalen Wende in der Weltpolitik beschäftigt sich die Veranstaltung mit den vielschichtigen Realitäten der Gewalt und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen.
„Gewalt umschreiben“ lädt dazu ein, gemeinsam mit dem Philosophen Michał Herer, der Künstlerin Yana Kononova, dem Schriftsteller Stanislav Aseyev, der Kulturwissenschaftlerin Lesia Kulchinska sowie den Künstlern Mykola Ridnyi und Till Gathmann über Gewaltideologien, Kriegstraumata, die Zerstörung der Natur, visuelle Gewalt und deren Darstellung in Kunst und Medien zu diskutieren.
Eine Veranstaltung mit:
🐾 Michał Herer ist polnischer Philosoph und Übersetzer und außerordentlicher Professor an der Philosophischen Fakultät der Universität Warschau. Veröffentlichte Bücher und Artikel über das zeitgenössische Denken und die Kultur, Übersetzer zahlreicher wichtiger Werke ins Polnische, darunter Louis Althusser, Michel Foucault, Gilles Deleuz.
🐾 Mykola Ridnyi ist Künstler, Filmemacher und Kurator, geboren 1985 in Charkiw, Ukraine. Er lebt und arbeitet in Berlin, wo er eine Gastprofessur in der Lensbased-Klasse an der Universität der Künste (UdK) Berlin innehat. Seit letzten zehn Jahren beschäftigen sich seine Arbeiten mit der Frage, wie man über Gewalt und Krieg sprechen kann, ohne deren Brutalität in der Bildsprache zu vervielfachen.
🐾 Lesya Kulchynska ist Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin aus Kyjiw. Derzeit ist sie Fellow am NIAS (The Netherlands Institute for Advanced Study). Die zentrale Frage ihres aktuellen Forschunsprojekts lautet: Wie beeinflusst die visuell geprägte Medienlandschaft die militärischen Operationen im russisch-ukrainischen Krieg, und wie beeinflusst die militärische Gewalt die Operationen der Bilder?
🐾 Yana Kononova hat einen Doktortitel in Soziologie und ein Diplom in Kunst und kuratorischer Praxis vom New Center for Research & Practice. Sie wurde auf der Insel Pirallahi im Kaspischen Meer in Aserbaidschan geboren. Später wanderte ihre Familie in die Ukraine aus. Kononovas Praxis konzentriert sich auf „seltsame Ökologien und Geografien“ und umfasst ökokritische und spekulative ökologische Untersuchungen, wobei sie Landschaften als Protagonisten behandelt und sich mit deren Sensibilität auseinandersetzt.
🐾 Till Gathmann ist Künstler, Typograph und Buchdesigner. Mit Buchgestaltungen für international renommierte Künstlerinnen und Künstler wie Peggy Buth, Alexander Kluge oder Petrit Halilaj hat sich Till Gathmann als Konzeptgeber unterschiedlichster Formate der Bild- und Textgestaltung profiliert. Zuletzt war er für das Typographie-Design der 11. Berlin-Biennale verantwortlich. In seiner Funktion als Art Direktor der Kyiv-Biennale 2015 hat er die visuelle Identität einer Festivalausgabe konzipiert.
🐾 Stanislav Aseyev ist ukrainischer Schriftsteller und Journalist. Im Verlauf des Krieges in der Ukraine blieb er in seiner Heimatstadt Donezk und publizierte zwischen 2015 und 2017 Berichte für ukrainische Medien. Ab dem 2. Juni 2017 war Aseyev nicht mehr auffindbar, bis das „Ministerium für Staatssicherheit“ der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk am 16. Juli 2017 bestätigte, dass er sich in deren Gefangenschaft befinde. Aseyev wurde am 29. Dezember 2019 freigelassen. Im August 2020 erhielt Stanislav Aseyev von der deutschen Die Zeit und dem norwegischen Fritt Ord die Auszeichnung Freie Presse Osteuropas.
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Dies ist eine Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung.
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