: Wenn einem plötzlich die Faust gezeigt wird
Der Fernsehturm ragt an diesem Morgen in den Himmel, und mir ist so, als würde ich ihn so hervorgehoben zum ersten Mal sehen. Doch schon beim Blick zurück, während ich zur Schule laufe, hat sich seine Spitze in einer Wolke verloren. Aber gut so, denn heute bin ich in meiner Welt gefangen, ein geerbtes Talent, das es ermöglicht, alles außer meinen Gedanken auszublenden.
So merke ich auch nicht, wie zwei junge Männer im modischen Weiß mir auf dem Bürgersteig entgegenkommen. Bis mir einer der beiden seine Faust zeigt und mich aus meiner Trance reißt. Als wir auf gleicher Höhe sind, gibt er mir einen Stoß auf meine Faust, die ich schon instinktiv ausgestreckt habe. Gleichzeitig wünscht er mir aus heiterem Himmel einen schönen Tag. Ich höre leicht verdattert nur noch das Lachen seines Kompagnons und ihre Schritte, die sich langsam entfernen.
Berlin-Mitte
107.800 Einwohner*innen.
Der Fernsehturm in dem Ortsteil ist wie das Ampelmännchen eines der wenigen Wahrzeichen, das es von der DDR ins wiedervereinigte Deutschland geschafft hat. Vom nationalen Symbol wurde er nachwendisch zum Symbol von Berlin.
Ich schenke ihnen keine Beachtung mehr. Erst in der Schule kommt mir Misstrauen, zwischen Mathe und Deutsch kontrolliere ich meine Taschen. Alles ist noch da. Entweder, sagen meine Freunde, war’s ein Scherz oder eine nette Geste. Egal, denke ich, so oder so werde ich einen schönen Tag haben. James Hoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen