fußpflege unter der grasnarbe
: Fuck funny-frisch!

In einer besseren Welt als dieser wären Handy-Klingeltöne und -Logos samt der dazugehörigen Werbung unerfundene Erfindungen, unrealisierte Ideen, kurz: nicht existent.

Leider müssen wir uns einstweilen mit dieser Welt begnügen, die auch an anderen Stellen durchaus verbesserungswürdig ist. Nur allzu deutlich wird dies, wenn Töne- und Logoproduzenten dann feststellen, dass ihre Erzeugnisse sich nahtlos an den guten alten Sexismus der schönen neuen Fußballwelt anschließen lassen.

Das Resultat dieser Allianz ist die Kampagne der gerade mit dem FC Köln aufgestiegenen Chips-Firma „funny-frisch“, die die Fußballfans in Deutschland auf die WM einstimmen will. Herzstück der Aktion sind die „funny-kick- girls“, die man sich als animiertes Logo auf das Handy schicken lassen kann, wo sie dann „Stadionstimmung aufs Display zaubern“. Die „funny-kick-girls“ sind eigens für diesen Zweck kreierte Motive so genannter weiblicher Fußballfans, die zufällig aussehen wie leicht bekleidete Cheerleader-Pin-ups. Was sie dann jeweils genau auf dem Display tun, weiß ich nicht, da ich nicht bereit bin, diesen Leuten auch nur einen Cent in den Rachen zu werfen, um es herauszufinden. Das Tollste ist, dass die „funny-fick“, ups, „-kick-girls“ auch am Point of Sale (ich nehme mal an, das ist das Chipsregal bei Penny) und im Internet zu sehen sein werden und außerdem täglich zu gewinnen sind – als spaßige Wackelpuppen nämlich, zum Beispiel fürs Auto.

Davon verspricht man sich „starke virale Effekte in der Zielgruppe begeisterter Fußballanhänger“ (was bitte soll das denn heißen? Die werden sich auch alle in spaßige Wackelpuppen verwandeln, oder wie?).

In den letzten Jahren ist es in weiten Teilen unserer Kultur aus der Mode gekommen, den ganz alltäglichen Sexismus anzuprangern oder sich gar als Feministin zu bezeichnen. In der Welt des Fußballs war das sowieso niemals modern, und deswegen werden die „funny-kick-girls“ vielleicht sogar eine ganze Reihe dankbare Abnehmer finden. Trotzdem und gerade deswegen hier die feministische Botschaft zum Mitlesen: Ja, diese Aktion ist diskriminierend, weil sie Frauen zu sexualisierten Objekten macht. Sie ist sexistisch, weil sie Frauen bestimmte und erniedrigende Rollen zuweist, nämlich die, das animierte Motiv auf dem Display oder das spaßige Püppchen auf der Ablage zu sein.

Mit Cheerleading als Sport, von dem man im Übrigen nicht unbedingt finden muss, dass er zum Fußball gehört, hat das Ganze nichts zu tun. Mit weiblichen Fußballfans noch viel weniger. Und wenn es tatsächlich um Stadionatmosphäre ginge, wo sind dann die Displaymotive von Konfetti zählenden Ultras und die Klingeltöne mit den Zwischenrufen der selbst ernannten Trainer auf den Tribünen?

Beim 1. FC Köln wird man in der Ersten Liga nicht mit dem Knabberzeug-Logo auf dem Trikot auflaufen, und was mich angeht, so erklärt „funny-frisch“ mit dieser Aktion, dass sie auf Kundinnen im Allgemeinen und mich als Käuferin im Speziellen offensichtlich nicht angewiesen sind. Bitte sehr - eure Chips kommen ab sofort nicht mehr in meinen Einkaufswagen!