: Wenn zwei Helden ins Schwimmbad gehen
Hier ist unsere Nummer, guck mal, da steht es.“ Die beiden älteren Männer, die gerade nach mir aus den Duschräumen im Bremer Südbad gekommen sind, steuern ihren Spind an. Ich kann sie in meiner Umkleidekabine nur hören und nicht mehr sehen. Irgendetwas lässt mich annehmen, dass sie ein Paar sind. Vielleicht täusche ich mich auch. Jedenfalls scheint einer der beiden dement zu sein. „Das ist ein Schlüssel, was du da in der Hand hältst, der gehört da rein, in das Schloss. Nein, nicht so, anders herum. So, und jetzt musst du ihn umdrehen.“
Der Angesprochene will zwischendurch immer wieder aufgeben. „Ich schaff das nicht, mach du das“, jammert er. Doch der andere nimmt ihm nichts aus der Hand, leitet ihn geduldig an, bis sich die Tür öffnet.
Bremen Neustadt
46.900 Einwohner*innen.
Das 1970 eröffnete und architektonisch markante Südbad ist ein bauliches Wahrzeichen des Stadtteils und bietet laut Stadtportal „Entspannung pur auf zwei Etagen“.
Während sie sich umziehen, spricht er mit ihm über das Schwimmbaderlebnis. „Und dass du dich auf die Rutsche getraut hast, das hätte ich nicht gedacht! Du bist echt ein Held.“ Der andere seufzt. „Ja, das bin ich.“ Später treffe ich die beiden noch einmal am Ausgang. „Ich finde, Sie sind beide Helden“, sage ich, und der Helfer guckt mich einen Moment irritiert an. Dann erkläre ich, dass ich ihr Gespräch gehört habe. „Danke“, sagt er sehr leise und lächelt. Eiken Bruhn
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