: Wenn es Hefezopf nur (immerhin) zu Ostern gibt
Lange, sehr lange war er jeden Sonntag zu Gast, lag auf dem Frühstückstisch, himmlisch weich und duftend, seine bräunliche Oberfläche mit gerösteten Mandelsplittern verziert. Hefezopf gibt es im Schwäbischen überall, müßig, darüber zu streiten, bei welchem Bäcker er am besten ist, sie können es alle.
Aber ich musste ja unbedingt weggehen. Seitdem bin ich auf Entzug. In Altona gab es gelegentlich bei Systembäckereiketten etwas, was wohl Hefezopf sein sollte, es war pappig und geschmacklos, ein Trauerspiel. „Mach ihn doch einfach selbst“, sagte eine schwäbische Freundin, und machte es vor. Es sah bei ihr so unglaublich leicht aus, das würde ich niemals schaffen.
Hefezopf
ist ein raffiniert – mindestens drei ineinander geflochtene Teigstränge müssen es schon sein – geformtes Süßgebäck, das mit Butter und/oder Gsälz (Marmelade) bestrichen gut zum morgendlichen Brötchen- oder Brotersatz taugt.
Ich hatte mich schon fast mit meinem Schicksal abgefunden, als ich beim Bäcker um die Ecke zum ersten Mal einen „Osterzopf“ sah. Es war wenige Tage vor dem Fest und auf der Theke lagen viele davon, mit und ohne Mandeln, in durchsichtige Plastikfolie gehüllt. Er ist vielleicht nicht ganz so gut wie der Hefezopf in meiner Heimat, aber es gibt ihn! Leider wirklich nur an Ostern. In elf Monaten ist es wieder so weit. Daniel Wiese
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