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Wenn man vom alten Preis gar nichts wissen will

Wiedergefunden haben ich meinen verlorenen Sohn schließlich in der Bäckerei. Da steht er rum, als wäre nichts, und starrt die Kuchen an. Chia- und Weltmeister-Brötchen wären gerade aus, aber neue schon im Ofen. Das hatte man ihm gesagt und er dann wohl: „Dann warte ich.“ 20 Minuten lang.

Während wir nun also zu zweit die Teilchen besichtigen, füllt sich der Raum mit anderen Wartenden. Die unangenehme Stille wird nur durch die (mir) noch unangenehmeren Fragen meines Sohns unterbrochen: Ist Hulk stärker als Thor? Wohnt Thanos im Weltall? So was. „Als ich klein war, gab es bei uns nur am Wochenende Brötchen“, versuche ich das Thema zu wechseln. „Die durfte ich dann holen“, erzähle ich weiter, was die von Superhelden genervten Züge einer älteren Dame in der Schlange etwas erweichen lässt. „Es waren immer genau die gleichen und das Geld hatte ich abgezählt dabei. Schätz mal, wie viel das war!“

Brötchen

finden sich klassisch blass oder mehrkornig bundesweit in den Bäckereien. Wie sie bestellt werden, verrät auch gleich, wo im Land man gerade steht: ob als Schrippe, Semmel, Weckle, Rundstück …oder Brötchen.

Ein schweres Keuchen unterbricht mich. Dann schreit die Frau nebenan fast auf: „Sagen Sie es nicht“, fleht sie mit echter Verzweiflung, „um Himmels willen, sagen Sie es bloß nicht!“ Es waren 2,20 Mark. Jan-Paul Koopmann

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