: Licence to Kitsch
Dietrich Bonhoeffer war kein James Bond
Für Empörung vor allem bei deutschen Christen sorgt momentan der amerikanische Spielfilm „Bonhoeffer“, der auf allerlei kitschige Art den deutschen Pastor als Kämpfer gegen das Böse schlechthin verklärt. „Bonhoeffer ist kein James Bond gewesen“, erklärte nun der Historiker Johannes Tuchel dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag und hat vollkommen recht. Denn Bonhoeffer, Dietrich Bonhoeffer war ganz anders als der Agent Ihrer Majestät: Er trank keinen Wodka Martini, sondern den beliebtesten Cocktail der Dreißigerjahre Bloody Mary – geschüttelt, nicht gerührt. Rührend hingegen seine Maxime „Licence to Kitsch“, denn anders als sein schießwütiger englischer Kollege raubte er mit vollen Kitschsalven allen den letzten Lebensnerv. Seine Gegenspieler wollte er auch nie mit einem explodierenden Kugelschreiber umbringen. Er bevorzugte den spitzen Stift, dessen Worte dem Gegenüber im Hals stecken blieben. Eine Koinzidenz allerdings gibt es zwischen den beiden Ikonen der Populärkultur: Die Bonhoeffer-Girls waren genauso sexy wie die Bond-Girls. Wenigstens auf diesem Feld war Bonhoeffer so flott wie im Action-Film.
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