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taz lab

Bondagekunst auf dem taz lab Fesseln und gefesselt werden

In einem taz lab-Workshop des Karada-House-Kollektivs können Sie in die Geschichte und Technik der Fesselkunst eintauchen.

Wer sich fesseln lässt, gibt sich einem anderen Menschen hin und Kontrolle über den Körper ab Foto: Karada House

Woran denken Sie, wenn Sie „Bondage“ hören? Vielleicht an dunkle Räume, Leder, Peitschen und strenge Dominanz? Mainstreamerzählungen wie „Fifty Shades of Grey“ haben vermutlich die Vorstellung vieler Menschen zu BDSM geprägt, doch reduzieren solche Darstellungen oft auf Sex und Machtspiele – und greifen dabei viel zu kurz.

Tatsächlich umfasst BDSM – die Abkürzung für bondage and discipline, dominance and submission, sadism and masochism – weit mehr als plakative Fantasien. Besonders Bondage, also die Lust am Fesseln und Gefesseltwerden, ist eine facettenreiche Praktik. Sie kann erotisch sein, muss es aber nicht. Ob mit sanften Seidentüchern oder kunstvoll geknüpften Seilen – Bondage lebt von Intimität, Vertrauen und Kommunikation. Die Technik ist wichtig, doch geht es nicht allein um die Bewegungseinschränkung eines Körpers, sondern auch um das Wechselspiel von Kontrolle und Hingabe. Wer sich fesseln lässt, überlässt sich einem anderen Menschen – und genau darin liegt für viele ein Moment der Freiheit.

Der Ursprung der Fesselkunst

Die Kunst des Fesselns ist keine moderne Erfindung, sondern hat tiefe Wurzeln in unterschiedlichen Kulturen. Ein prominentes Beispiel ist Shibari, eine traditionelle japanische Fesselkunst, die sich aus Hojojutsu, einer Methode zur Fesselung von Gefangenen, entwickelt hat. Doch während Hojojutsu für Zwang und Disziplin stand, wurde Shibari über die Jahrhunderte zu einer kunstvollen und intimen Praktik weiterentwickelt. Heute verbinden viele damit nicht nur Erotik, sondern auch ästhetische Inszenierung und meditative Rituale.

taz lab – der Kongress der taz

Jedes Jahr im April geht das taz lab, der Kongress der taz über die Bühne. Live im Stream und rund um den taz Neubau in Berlin.

■ Das taz lab ist Deutschlands Kongress für Debatte, Streit und Verständigung zu den Fragen der Zeit, ausgerichtet und kuratiert von der taz.

■ Unter einem alljährlichen Oberthema diskutieren am taz-lab-Tag Menschen aus Politik, Zivilgesellschaft, Forschung, Wirtschaft, Medien und Kultur. 2025 lautet das Thema: weiter/machen – Jenseits der Empörung.

■ 2025 findet das taz lab am 26. April statt. Tickets gibt's hier.

Das Karada-House-Kollektiv

Das Karada House in Berlin ist ein Ort, wo diese Kunst nicht nur bewahrt, sondern weiterentwickelt wird. Als queerer, kollaborativer Kunstraum erforscht das Kollektiv die Grenzen und Überschneidungen von Körper, Kunst und Politik. Hier wird Shibari nicht nur als Technik vermittelt, sondern als eine Form der Selbstermächtigung, Resilienz und Selbsterforschung verstanden.

Was auf den ersten Blick nach einer Nischenpraktik aussieht, kann sich als überraschend vielseitig entpuppen. Shibari kann helfen, den eigenen Körper bewusster wahrzunehmen, sich zu entspannen oder tiefes Vertrauen zu lernen. Es kann politisch sein, wenn es darum geht, Kontrolle bewusst abzugeben oder sich auf neue Arten von Nähe einzulassen. Und es kann ästhetisch sein – eine visuelle Kunst, bei der Seile Körper wie Skulpturen umspielen.

Beim diesjährigen taz lab wird das Karada-House-Kollektiv diese Perspektiven erlebbar machen. In einem offenen Raum für Austausch und Praxis können Teilnehmende in die Geschichte und Technik der Fesselkunst eintauchen. Ob für Selbstliebe, Entspannung, Ästhetik oder erotisches Spiel – vielleicht steckt in Bondage mehr, als Sie dachten.

Auf dem taz lab „Fesseln für den (inneren) Frieden“: Bunter Raum, 17 Uhr. Wegen begrenzter Teil­neh­me­r:in­nen­zahl bitte vorab anmelden unter tazlab.de/workshops. (Natürlich können Sie aber auch spontan vorbeikommen und ihr Glück versuchen.)