: Alles bestens mit den Heuschrecken
betr.: „Die Investoren gehen um“, Brennpunkt zu Hedgefonds, Private Equity, TCI und Deutsche Börse, taz vom 11. 5. 05
Mit den „Heuschrecken“ ist also alles bestens: „Unternehmen, die Gewinn abwerfen, werden am internationalen Markt überleben. Wer nur Verluste produziert, wird vom Markt verschwinden.“ Und die Hedgefonds sind auch nicht weiter schlimm, spendet doch der Chef des wichtigsten was an Aids-Waisen …
Leider haben die Autoren hier das Neue nicht ganz begriffen: Ein verlustbringendes Unternehmen ist immer schon vom Markt verschwunden – jetzt verschwinden auch die nicht genügend Gewinn abwerfenden Unternehmen und Unternehmensteile. Dass die Fonds „im Geld schwimmen“, hängt stark auch von der Steuersenkungs- und Privatrentenförderpolitik ab. Der Eichel’sche Verzicht auf die Besteuerung von Unternehmensverkäufen macht mitnichten deutsche Unternehmen „fit für die globalisierte Wirtschaft“, sondern stärkt nur die Anteilseigner, die wiederum nach profitablen Anlagemöglichkeiten suchen, was wiederum in der Regel den Anteilseignern nützt und den Beschäftigten schadet …
HORST SCHIERMEYER, Zittau
Es ist schon ein Akt für sich, die Kritischen Aktionäre auf die Art mit einem Hedgefonds zu vergleichen, wie Sie es in ihrem Bericht taten. Die Beweggründe der Kritik an einer Unternehmensführung von Seiten der Kritischen Aktionäre im Vergleich zu einem Fonds können kaum größer sein. Hier zwei Beispiele für eine kritischere Sicht:
Das erste Beispiel bezieht sich auf den Aufkauf von „gesunden“ Firmen durch ausländische Investoren, die dann das Eigenkapital abziehen und das Unternehmen über Kredite finanzieren. Die Kreditzinsen lassen sich dann die neuen Besitzer vom deutschen Steuerzahler subventionieren.
Das zweite Beispiel dreht sich um den Aufkauf von „maroden“ Firmen. Es ist kein besonderes wirtschaftliches Talent nötig – solange genug Finanzmittel zur Verfügung stehen –, ein „marodes“ Unternehmen auf die Weise Gewinn bringend zu verkaufen, wie es die Hedgefonds praktizieren. Es ist relativ einfach, die „Filetstücke“ eines Unternehmens vom Unternehmen zu trennen und diese Gewinn bringend zu verkaufen. Insbesondere brauchen soziale Gesichtspunkte von den Fremdinvestoren nicht berücksichtigt zu werden. Würden die alten Inhaber genauso mit dem Unternehmen umgehen können/wollen, bedürfte es in diesem Bereich keiner Fremdinvestoren.
Deshalb kann es dem Arbeitnehmer nicht egal sein, woher er seinen Verdienst bezieht. Mir sind nur wenige Fälle bekannt, wo die Fondsinvestoren langfristige Strategien für die jeweilige Firma verfolgten. Dadurch war die Arbeitsplatzsicherung für den größten Teil der Belegschaft in der Regel kurzfristig. Zudem ist einem Firmeninhaber im Land X nur schwer beizukommen, wie das Beispiel Opel eindrucksvoll zeigte. Die Arbeitnehmer sind von Menschen abhängig, die zum Teil in einer anderen „Welt“ leben. Nicht, dass dies bei einem deutschen Inhaber gänzlich anders sein muss. Aber er könnte Interesse an einem sozialen Konsens haben, da er viel eher von sozialen Spannungen betroffen wäre als ausländische Investoren, die nur auf eine kurzfristige Gewinnmaximierung aus sind.
GEORGIOS MARGARITIS, Wuppertal