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Mieter kämpfen um ihr Haus

Die Danziger Straße 11/13 steht vor der Zwangsversteigerung, weil die Eigentümer sich nicht einig sind. Die Mieter fordern einen Ankauf durch das Land, aber die Politik zeigt sich machtlos

Von Peter Nowak

„Kiez statt Kapital“: Diese Parole prangt auf Transparenten an der Hausfassade der Danziger Straße 11/13. Damit wollen die Be­woh­ne­r*in­nen ihren Protest gegen die drohende Zwangsversteigerung des Doppelhauses mit 32 Wohnungen und zwei Restaurants ausdrücken. Nach dem Tod eines der drei Hauseigentümer ist für Dienstag eine Teilungsversteigerung geplant, weil sich die verbliebenen Eigentümer nicht einigen konnten.

Einer von ihnen möchte das gesamte Haus übernehmen. Doch es besteht wie immer bei Zwangsversteigerungen die Möglichkeit, dass ein anderer Investor mehr bietet. Für die Be­woh­ne­r*in­nen ist die Unsicherheit deshalb groß. „Damit droht uns die Übernahme durch einen profitorientierten Konzern“, so die Befürchtung von Pierre Kastner-Kysilenko, der seit 14 Jahren in dem Haus wohnt. „Wir haben Angst vor einem Investor, der uns auf lange Sicht rausschmeißt, um Gewinne zu maximieren“, formuliert Kastner-Kysilenko ein Gefühl, das viele seine Nach­ba­r*in­nen in dem Haus teilen.

Diese Angst haben sie nicht ohne Grund: Nachdem in Pankow in den letzten Jahren tausende Wohnungen aus der Sozialbindung gefallen sind, konnten viele Be­woh­ne­r*in­nen die Mieten nicht mehr zahlen und mussten ausziehen. Doch diese Entwicklung sorgte auch für Widerstand. Seit mehr als zwei Jahren engagieren sich Mieter*innen, deren Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, in der Initiative „Pankow gegen Verdrängung“. Sie haben im letzten Jahr einen Krisengipfel und zahlreiche Kundgebungen und Demonstrationen organisiert.

Die Initiative Pankow gegen Verdrängung unterstützt jetzt auch die Mie­te­r*in­nen der Danziger Straße 11/13. Gemeinsam veröffentlichten sie einen Offenen Brief an den Berliner Bausenator Christian Gaebler (SPD) und den zuständigen Pankower Bezirksstadtrat Cornelius Bechtler (Grüne). Dort fordern sie, dass das Mehrfamilienhaus in Gemeineigentum überführt werden soll.

Dabei berufen sie sich auf den Koalitionsvertrag der von SPD und CDU. Dort ist vereinbart, den Bestand im kommunalen Wohnungsbestand auf 500.000 Wohnungen zu erhöhen. Die Adres­sa­t*in­nen des Briefes reagierten mit Verständnis, Zusagen gab es aber keine. Bechtler würde es begrüßen, wenn mehr Häuser in Pankow in gemeinnützige Hand kämen, sagte er. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen erklärte, Voraussetzung für eine Ankaufsprüfung durch landeseigene Wohnungsunternehmen sei die Verkaufsbereitschaft der Eigentümer.

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