Schön anfeuern!

AUTOS ANZÜNDEN Immer wieder brennen teure Fahrzeuge – offenbar trainiert hier die Jugend

■ Die taz interessiert sich dieses Jahr nicht für das Großereignis. Wir boykottieren die Leichtathletik-WM, um gegen die umfassenden Sicherheitsüberprüfungen von Journalisten zu protestieren. Die Namen der Journalisten werden mit den Datenbanken von Polizei und Verfassungsschutz abgeglichen. Der Veranstalter, die Berlin Organising Committee 2009 GmbH, erfährt dann von den Behörden, ob gegen einen Journalisten dort etwas vorliegt oder nicht.

Vorweg: Autos anzünden ist keine neue Idee und auch keine, die sich eindeutig Berlin zuordnen ließe. Autos brennen gut und schnell – das sieht man in jedem Hollywoodfilm, wo es eindrucksvoll wirkt. Der Reiz kommt nicht von ungefähr: Was wären Olympische Spiele ohne ihr Feuerspektakel? Und warum grillen so viele Menschen trotz Verbot in Parks?

Immerhin hat das Autoverfeuern in der Stadt eine lange Tradition. So gab es in den Neunzigerjahren die „Wagensportliga“ in Kreuzberg, die ihre Ergebnisse (Ort, Zahl und Qualität der verblichenen Autos) in der Szenezeitschrift Interim veröffentlichte. Dann war lange Trainingspause. Seit zwei Jahren, genauer seit kurz vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm im Jahr 2007, ist die Zahl von angezündeten Autos wieder porschemäßig gestiegen. Gefühlt zwei Autos pro Nacht schaffen es in die Polizeimeldungen (die Brandstifter nicht, sie werden ja selten erwischt), einmal die Woche bringt eine Boulevardzeitung die Story ganzseitig. Es gibt wohl keinen Leichtathleten, der so viel Unterstützung von der Presse bekommt.

Streiten lässt sich indes über Sinnhaftigkeit dieser Disziplin. Wem, bitte schön, bringt es etwas, wenn Autos kaputt sind und dann durch neue ersetzt werden, wenn der Rauch und das auslaufende Öl die Umwelt verschmutzen? Einzige Lösung: Dieser Leistungssport muss ins offizielle Programm der WM. Dadurch kann dann auch die Polizei ihr Gesicht wahren. bis

■ Bestes Trainingsgelände: große Parkplätze

■ Doping: alle Formen von Brandbeschleuniger

■ Mögliche Sponsoren: viel Spaß bei der Suche