Rebel Soccer
Die Zapatisten in Mexiko haben den Fußballclub Inter Mailand herausgefordert. Eine geniale Idee, findet Inter
Vielleicht ist dem Subcomandante Marcos einfach langweilig geworden im Lakandonischen Urwald von Chiapas. Elf Jahre führt Marcos nun schon die zapatistische Rebellion im Süden Mexikos. Und weil das Militär die Aufständischen seiner EZLN, der Zapatistischen Armee zur Nationalen Befreiung, zurzeit zumindest halbwegs ungestört ihre autonomen Gemeinden aufbauen lässt, versucht sich Marcos in Nebenbeschäftigungen: zuerst als Krimiautor, nun als Fußballer.
Mit Inter Mailand hat Marcos den Tabellendritten der italienischen Liga zu einem Freundschaftsspiel herausgefordert. Der Rebellenchef will mit einer Auswahl der EZLN (Spielkleidung: schwarze Stutzen, schwarze Trikots und schwarze Gesichtsmaske) gegen den europäischen Spitzenklub antreten. „Angesichts der großen Sympathie, die wir für euch empfinden, sind wir bereit, euch nicht total abzufertigen, sondern nur mit einem Tor zu besiegen“, schreibt Marcos in der mexikanischen Zeitung La Jornada.
Beziehungen zwischen Inter Mailand und den Zapatisten bestehen bereits seit dem vergangenen Jahr. Der argentinische Inter-Kapitän Javier Zanetti hatte eine Initiative zur Unterstützung medizinischer Projekte im Rebellengebiet angeregt, die Spieler spendeten sogar Geld aus der Mannschaftskasse. Auf offiziellem Briefpapier des Vereins bekundete die Mannschaft Solidarität mit den Rebellen, die sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung in Chiapas einsetzen.
Auch einem Freundschaftsspiel scheint Inter nicht völlig abgeneigt: Team-Manager Bruno Bartoluzzi sprach laut La Jornada von einer „genialen Idee“, die allerdings noch konkretisiert werden müsse. Auch Inter-Sprecher Andrea Butti bestätigte der taz, dass man die Einladung „nicht abgelehnt“ habe. Entschieden sei allerdings noch nichts.
Probleme dürfte vor allem die Suche nach einem Spielort bereiten: Die Spieler der EZLN haben noch nie außerhalb von Chiapas gespielt. Im Fall einer Ausreise müssten sie mit Verhaftung oder zumindest einem Verbot der Rückreise nach Mexiko rechnen. Mailands Giuseppe-Meazza-Stadion fällt deshalb ebenso als Austragungsort aus wie das Azteken-Stadion von Mexiko City, das die mexikanische Regierung wohl kaum als Bühne für die Staatsfeinde zur Verfügung stellen wird. „Es gibt noch keine konkreten Pläne“, sagt Inter-Sprecher Butti.
Die Fans der EZLN sind sich jedenfalls sicher, dass ein subversives Show-Match gegen die Inter-Millionäre der Rebellion dienen würde. Die deutsche Soli-Gruppe Basta schreibt: „Egal wie das Spiel ausgehen wird, der größte moralische Verlierer wird gewiss die mexikanische Regierung sein.“ KLAUS JANSEN