: Heiße Kartoffel für den US-Präsidenten
Die Behörden nehmen in Florida einen der berüchtigtsten lateinamerikanischen Terroristen fest. Seit über 40 Jahren kämpft Luis Posada Carriles mit Anschlägen gegen „den Kommunismus“ – viele Jahre davon im Auftrag des Geheimdienstes CIA
VON BERND PICKERT
Die US-amerikanische Heimatschutzbehörde hat einen der weltweit bekanntesten mutmaßlichen Terroristen festgenommen: Am Dienstag wurde der inzwischen 77-jährige kubanisch-stämmige Luis Posada Carriles, dem die Planung zahlreicher Anschläge und Mordversuche vorgeworfen wird, in Miami verhaftet. Schon Ende März war bekannt geworden, dass sich Posada Carriles in den USA aufhält, doch die US-Regierung unternahm keinerlei Anstalten, des militanten Castro-Gegners habhaft zu werden, der schon in den 60er-Jahren für die CIA gearbeitet und stets gute Kontakte nach Miami gehalten hatte.
Im Jahr 2000 war Posada Carriles wegen eines versuchten Anschlags auf Castro in Panama zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Doch im vergangenen Jahr begnadigte die panamaische Präsidentin den prominenten Gefangenen. Posada Carriles reiste nach Honduras – dort verlor sich seine Spur.
Nachdem Ende März bekannt geworden war, dass Posada Carriles sich in Florida aufhielt, stellte er Mitte April einen Asylantrag. Venezuela forderte umgehend die Auslieferung Posada Carriles’ – immerhin war der venezolanische Staatsbürger in Caracas wegen seiner Beteiligung an der Planung eines Anschlags auf eine kubanische Zivilmaschine 1976 verurteilt worden, bei dem 73 Menschen ums Leben gekommen waren. Noch während das Berufungsverfahren lief, war er aus dem Gefängnis geflohen und untergetaucht. In den 80er-Jahren war Posada Carriles wiederum für die CIA tätig, diesmal in Zentralamerika.
1997 plante er mehrere Bombenanschläge auf Hotels in Kuba – ein Tourist kam dabei ums Leben. In einem Interview mit der New York Times bekannte er sich 1998 zu diesen Anschlägen.
Sein Asylantrag Mitte April brachte die Bush-Regierung in eine politische Zwickmühle. International und in den Medien wuchs der Druck, bei der Bewertung von internationalem Terrorismus nicht mit zweierlei Maß zu messen. Dass Posada Carriles nun ausgerechnet an dem Tag verhaftet wurde, als in Kubas Hauptstadt Havanna rund 1,2 Millionen Menschen unter der Führung Fidel Castros auf die Straße gingen und von den USA die Festnahme des Terroristen forderten, liegt am Verhalten Posada Carriles’ selbst. Denn statt sich ruhig zu verhalten, lud er am Dienstag Reporter in Miami zu einer klandestinen Pressekonferenz. Dort erklärte er, er ziehe seinen Asylantrag zurück, weil er der US-Regierung keine Schwierigkeiten bereiten wolle, und werde das Land bald wieder heimlich verlassen, genau wie er gekommen sei. Das sei im Übrigen ganz einfach gewesen. Das war zu viel. Eine Stunde nach der Pressekonferenz wurde Posada Carriles festgenommen und per Hubschrauber an einen unbekannten Ort gebracht.
Doch die Frage, was mit dem Terrorgreis geschehen soll, ist bislang offen. Nach eigenen Angaben wollen die Behörden binnen 48 Stunden nach seiner Verhaftung seinen Status klären. Eine Auslieferung nach Kuba oder Venezuela schließen sie aus.