: Walla-Walla-Wams
Neue Päpste braucht der komplexe Vatikan
Langsam müssen sich die Katholen ernsthafte Gedanken über den Stellvertreter Gottes auf Erden machen. Immer verdächtiger klingt der Tonfall der Bulletins, die durch die dicken Mauern des Petersdoms dringen: „Papst verbrachte ruhige Nacht im Krankenhaus“, verkündete der Vatikan am Mittwoch via dpa. Wo offiziell Ruhe herrscht, verbirgt sich gern im Gegenteil Unruhe. Und auch das neue Lieblingswort der Kurie, „komplex“, taucht im „Krankheitsbild“ wieder auf. Über Religion und Komplexe könnte ein gewisser Doktor Freud ganze Choräle singen.
Derweil wirft der Vatikan die Wahrheit über den Zustand des Papstes, der im Krankenhaus liegt, nur bröckchenweise auf den Petersplatz der Öffentlichkeit. Inzwischen hat Franziskus offiziell eine Lungenentzündung, und selbst bei der sonst so sachlichen Nachrichtenagentur dpa kräuseln sich die Sorgenfalten: „Nach der neuen Diagnose sind die Sorgen um Franziskus größer geworden.“
Der 88-Jährige wird doch nicht ans Himmelstor klopfen und vor seinen Schöpfer treten? Wolke sieben sei ihm gegönnt. Dort trifft der Argentinier dann sicher auf Maradona, was ihm wichtiger ist als jede Madonna.
Langsam aber darf über den Nachfolger des Mannes in den Schuhen des Fischers nachgedacht werden. Und da bieten sich aus deutscher Sicht gleich zwei Kandidaten an: Alice Schwarzer steht schon seit Jahren bereit und scharrt knirschend mit den Hufen, um zwei feministische Fliegen mit einer großen Klappe zu schlagen: Eine Päpstin wäre endlich an der Zeit, und Ihre Heiligkeit Alicia die Erste, die Franzl übrigens wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt, würde im weißen Walla-Walla-Wams modisch weit vorn sein.
Beim anderen Kandidaten ist die Anschlussverwertung noch nicht geklärt: Bald-Altkanzler Olaf Scholz muss erst noch zu Ende wahlkämpfen und als einziger Zuversicht verbreiten, bevor er am Sonntag ein katastrophales Ergebnis für die SPD einfährt. Anschließend steht er sowieso nicht für ein Amt in der großen Koalition unter Neukanzler Merz zur Verfügung.
Mit seiner sphinxartigen Schlumpfmiene würde Scholz allerdings wunderbar in jedes Konklave passen und sicher sofort von den Kardinälen zum Popen gewählt. Kampfname: Maximus der Erste. Und mit deutschen Päpsten hat man ja in Rom gute Erfahrungen gemacht, hüstel, hüstel …
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