piwik no script img

Ein Haus bewegt sich

Es ist uns wichtig, rechtzeitig in Ihrem Briefkasten zu landen. Deshalb sortieren wir die redaktionellen Abläufe neu und drucken die wochentaz ab März früher an

Frisch gedruckt: tinten­befleckte Hände eines Druckerei­mitarbeiters Foto: Stefan Husch/Terz

Das Jahr begann bei uns mit einer großen Bitte aus dem Verlag an die Redaktion. Unser Vertriebschef Franz Schilling warb in der wöchentlichen Sitzung der Res­sort­lei­te­r*in­nen der taz darum, unsere wochentaz freitags früher in den Druck zu schicken. Er garnierte dies mit vielfältigsten Anekdoten über die Ursache eines frustrierenden Problems: Die wochentaz kommt zu spät bei unseren Le­se­rinnen und Lesern an.

Es gab in Deutschland faktisch lange Zeit ein Monopol, was den Vertrieb – also die Verteilung in der ganzen Republik – von Zeitungen anging. Heute heißt die Firma Ohl, ihr größter Kunde ist die Axel Springer SE. 2019 gründete sich dann die Firma Zamdo als Konkurrentin, eine Tochterfirma der SZ Logistik, die neben der Süddeutschen Zeitung auch das Handelsblatt und die Frankfurter Allgemeine Zeitung ausliefert.

Wir nutzen für die tägliche Ausgabe der taz den Ohl-Vertrieb und für die wochentaz Zamdo. In beiden Fällen ist die taz aber jeweils nur eine kleine Vertragspartnerin unter vielen, eine Mitfahrerin sozusagen. Wenn wir auch nur ein paar Minuten zu spät in den Druck gehen, schaffen es die Ausgaben möglicherweise nicht mehr ins richtige Fahrzeug. Und dann gibt es keine zweite Mitfahrgelegenheit an eine der bis zu 600 Vertriebsstellen, die wir jede Nacht ansteuern.

Im Vertriebsgeflecht ergeben sich immer wieder enorme Veränderungen – etwa, wenn eine der großen Zeitungen plötzlich die Firma wechselt –, dann bleiben wir schon mal auf der Strecke. Neulich erreichte unseren Vertrieb ein Foto, auf dem vereinsamte taz-Zeitungsbündel auf einem Parkplatz lagen, ein hastig hingeworfener Kaffeebecher daneben. Die Zeitungen hatten das Anschluss­auto verpasst.

Wenn innerhalb dieser filigranen Vertriebsstruktur etwas schiefgeht, sehen Sie das Ergebnis in Ihrem Briefkasten – er ist leer, keine wochentaz da. Verdrießlich! Klar, alle wochentaz-Abonnent*innen haben auch einen Zugang zur digitalen Ausgabe. Die Zugangsdaten gibt es über abomail@taz.de und technischen Support über app@taz.de. Aber gerade mit der wochentaz wollen wir ja gedruckt bei Ihnen reüssieren und gelesen werden!

Nach dem beeindruckenden Besuch unseres Vertriebschefs war für uns in der Redaktion das „Warum“ eines früheren Andrucks keine Frage mehr. Natürlich drucken wir am Freitag zwei Stunden früher an, wenn das unsere Chancen erhöht, rechtzeitig bei den Le­se­r*in­nen im Briefkasten zu landen. Das „Wie“ hingegen hat uns dann aber noch eine Weile beschäftigt.

„Einfach“ die gewohnten Produktionsabläufe um zwei Stunden am Freitag vorzuziehen, war für das Team unserer wochentaz keine Option. Zu deutlich hatten sie eine Nebenbemerkung aus dem Vertrieb im Ohr, dass wir je nach Entwicklung im Vertriebsmarkt schauen müssten, ob wir nicht sogar noch früher in den Druck gehen können. Also lieber gleich einen radikalen Schritt machen, hieß es.

So soll ab Mitte März der Löwenanteil der wochentaz-Seiten schon Donnerstagabend fix und fertig im Layout stehen – und nicht erst am Freitagmittag. Das hat viele Konsequenzen. Manch eine Entscheidung aus dem Bundesrat, der stets am Freitag tagt, bekommen wir dann nicht mehr mit. Oder auch das Drama einer Bundestagsdebatte wie neulich am 31. Januar – Stichwort „Zustrombegrenzungsgesetz“ – werden wir noch spärlicher als jetzt schon abbilden können. Ausnahmen für die allerdringendsten Themen werden gemacht – aber eben nur auf einzelnen Seiten. Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen, auch wenn er schmerzt. Die Kol­le­g*in­nen von anderen Wochenzeitungen, die noch viel früher in den Druck gehen als wir, kennen das.

Wenn wir nun aber früher fertig sein wollen, müssen wir auch früher planen. Ab dem 10. März besprechen wir die wochentaz bereits montags statt dienstags. Auch das wird eine Herausforderung – woher soll man Montag etwa schon wissen, was das Thema der Woche sein wird? Aber kluge Texte in der wochentaz brauchen auch Zeit, um geschrieben zu werden – von Dienstag bis Donnerstag wäre das sehr knapp, zumal wir weiterhin den Anspruch haben, jeden Tag eine Tageszeitung zu veröffentlichen. Diese soll auch nach dem 17. Oktober 2025, dem Tag unserer Seitenwende, weiterhin täglich als ePaper und in der App erscheinen.

Diese Gleichzeitigkeit – jeden Tag eine linke Tageszeitung zu machen und dann noch einmal in der Woche die wichtigste linke Wochenzeitung – kostet uns hier in der Redaktion viel Kraft. Aber wie Sie sehen, arbeiten wir auch jeden Tag daran, alle Routen pünktlich und politisch klug für Sie zu befahren.

Das „Warum“ war für uns in der Redaktion danach keine Frage mehr. Das „Wie“ hingegen hat uns dann aber noch eine Weile beschäftigt

Ihre Chefinnenredaktion,

Ulrike Winkelmann, Barbara Junge und Katrin Gottschalk

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen