: Empörung über CDU-Antrag
Holocaust-Überlebender aus Ostfriesland gibt aus Protest Bundesverdienstkreuz zurück
Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg aus dem ostfriesischen Leer will angesichts des CDU/CSU-Antrags vom Mittwoch im Deutschen Bundestag sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben. „Dass die CDU zusammen mit AfD abgestimmt hat, ist ein Schlag ins Kontor“, sagte der 99-Jährige am Donnerstag. Die Unionsfraktion hatte mit Stimmen der AfD ihren Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik durchgesetzt.
Weinberg zeigte sich besorgt darüber, dass „die Rechtsradikalen so stark geworden sind“. Er hat drei Todesmärsche und die Konzentrationslager Auschwitz, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen überlebt. Der größte Teil seiner Familie ist von den Nationalsozialisten ermordet worden. „Ich bin es ihnen schuldig, das Kreuz nicht mehr zu tragen“, betonte er. Es würde sonst „zentnerschwer“ auf ihm lasten. Gleich am Morgen nach der Abstimmung habe er es von einer Jacke abgenommen, an der es hing, und in eine Dose gelegt. „Ich war immer stolz, es zu tragen, jetzt nicht mehr.“
Albrecht Weinberg ist als Zeitzeuge vielfach geehrt worden. 2017 bekam er das Bundesverdienstkreuz. In seinem Geburtsort Rhauderfehn ist eine Schule nach ihm benannt worden. Der fast 100-Jährige ist nach wie vor bei Vorträgen unterwegs, um Lehren aus der Vergangenheit anzumahnen, oft gemeinsam mit dem Journalisten Nicolas Büchse, mit dem er ein Buch veröffentlicht hat.
Gemeinsam mit Weinberg hat auch der Fotograf Luigi Toscano die Rückgabe des Verdienstkreuzes angekündigt. Der aus Italien stammende, deutsche Fotograf erzielte mit seiner Ausstellung „Gegen das Vergessen“ mit Aufnahmen von mehr als 400 Überlebenden des Holocaust weltweite Beachtung. (epd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen