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Wenn Zeitunglesen gegen die Panik hilft

Ein nasskalter Winterabend in Berlin, die S-Bahn ist zwar nicht gemütlich, aber immerhin warm und trocken. Metallisch kreischend schiebt sie sich durch den dunklen Nord-Süd-Tunnel, hält an Stationen mit großen Namen: Friedrichstraße, Brandenburger Tor, Potsdamer Platz. Auf einmal ein Ruck, die Bahn kommt zum Stehen, mitten in der finsteren Röhre, eine Minute vergeht, zwei Minuten … fünf … Wie wär’s so langsam mal mit einer Durchsage? Die Lautsprecher knacken, rauschen, die Stimme des Lokführers ist zu erahnen, aber nicht zu verstehen.

Für einen Mitfahrer ist das zu viel, er lockert seinen Kragen, atmet schnell, schaut ängstlich durchs Abteil. „Verzeihung“, wendet er sich an seinen lesenden Sitznachbarn, „dürfte ich etwas von Ihrer Zeitung haben, ich muss mich ablenken, sonst kriege ich eine Panikattacke.“

Die Linie S1 verbindet Berlin-Wannsee über Zehlendorf, Schöneberg, durch den Nordsüd-S-Bahn-Tunnel mit Halt am Bahnhof Friedrichstraße über Gesundbrunnen mit der Stadt Oranienburg im brandenburgischen Landkreis Oberhavel.

„Klar“, sagt der und reicht ihm ein paar Zeitungsseiten; es ist die aktuelle taz-Ausgabe. Einträchtig sitzen die beiden beisammen und studieren jeden Text. Die Atmung beruhigt sich, die Ablenkung wirkt. Nach einer Dreiviertelstunde Lektüre dann die Erlösung: Der Zug setzt sich in Bewegung, beim nächsten Halt müssen, dürfen alle raus. Hanno Fleckenstein

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