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Wenn etwas Höflichkeit ein Licht anknipst

Seit Wochen ist es dunkel, nass und kalt. Weswegen ich leider Bus fahre und nicht Fahrrad. So geht es durch den mehr oder weniger stockenden Verkehr. „Bitte nehmt Rücksicht. Musik, Tiktoks und Telefonate gehören ins Ohr und nicht über Lautsprecher abgespielt“, wiederholt sich die Durchsage nun schon zum dritten Mal. Ich frage mich, ob ich es nicht doch angenehmer fände, wenn stattdessen einfach jemand laut Musik hören würde. Um mich herum freudlose Gesichter, die auf Handys starren.

An der nächsten Ampel unterbricht ein „Hatschi“ die Stille im Bus. „Gesundheit“, sage ich unwillkürlich, zeitgleich mit ein, zwei anderen Fahrgästen. „Danke“, ertönt es vom Fahrersitz. Wenig später halten wir. Fah­re­r:in­nen­wech­sel auf der Linie 245 an der Turmstraße.

Berlin

201 Buslinien.

Das rund 3.800-köpfige Busfahrer-Team bringt im Jahr über 450 Millionen Fahrgäste durch die Stadt. Ein paar davon dürfen da ruhig auch mal freundlich sein.

Der neue Fahrer steigt ein, unsere bisherige Fahrerin aus, dabei dreht sie sich zu uns um. „Das sind übrigens die tollsten Fahrgäste der Welt“, sagt die Busfahrerin zum Neuen. „Seit über 20 Jahren fahre ich Bus. Aber noch nie hat mir wer Gesundheit gewünscht.“ „Wir wünschen Ihnen einen schönen Feierabend!“, ruft jemand von hinten. Manchmal ist es doch nicht ganz so dunkel in Berlin. Ruth Fuentes

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