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Archiv-Artikel

Klonen wird effizient

VON WOLFGANG LÖHR

Die Euphorie über den neuesten Erfolg der Stammzellforschung ist fast grenzenlos. Den beiden Südkoreanern Woo Suk Hwang und Shin Yong Moon ist es als ersten Forschern überhaupt gelungen, maßgeschneiderte Stammzellen von schwer kranken Patienten zu klonen. Von „Durchbruch“ und einem „Riesenschritt“ auf dem Weg zum therapeutischen Einsatz der umstrittenen Zellen ist bereits die Rede.

Die beiden Wissenschaftler von der Nationaluniversität in Seoul, die ihre Arbeiten in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science (www.sciencemag.org) beschreiben und jetzt weltweit gefeiert werden, warnen jedoch selbst vor zu schnellen Erwartungen. Wenigstens zehn Jahre dauere es noch, so ihre Schätzung, bis das „therapeutische Klonen“ dem ersten Patienten zugute kommen könnte.

Vor einem Jahr erst hatte der Tiermediziner Hwang (siehe Porträt unten) schon einmal für Schlagzeilen gesorgt. Ihm gelang es damals nachzuweisen, dass das erstmals am Schaf Dolly ausprobierte Klonen von Körperzellen auch mit Zellen menschlicher Herkunft funktioniert. Dazu wird das Erbmaterial zum Beispiel einer Hautzelle in eine zuvor entkernte Eizelle übertragen. Der sich daraus entwickelnde Embryo ist dann genetisch identisch mit dem Spender der Hautzelle.

Menschen sollen mit dieser Methode aber nicht geklont werden, Dagegen spricht sich auch Hwang entschieden aus. Das langfristige Ziel ist vielmehr, aus den im Reagenzglas geklonten Embryonen Stammzellen zu gewinnen, die dann als „Wunderwaffe“ gegen zahlreiche Krankheiten eingesetzt werden sollen: Alzheimer und andere Demenzerkrankungen zum Beispiel.

Die Hoffnung ist auch, dass es einmal gelingen wird, mit den Stammzellen Organersatz zu schaffen. Dazu sind nach Meinung der Forscher geklonte Stammzellen, die die genetische Information des Patienten enthalten, am besten geeignet, denn diese würden nicht vom Körper abgestoßen.

Neu an den jetzt veröffentlichten Versuchsergebnissen ist, dass es den Südkoreanern gelang, Stammzellen herzustellen, die die Erbinformation von einzelnen Patienten enthalten. Insgesamt elf verschiedene Stammzellenlinien haben die Südkoreaner erzeugt. Bei den zwischen zwei und sechsundfünfzig Jahre alten Patienten, deren Hautzellen für die Klonexperimente genutzt wurden, handelt es sich in neun Fällen um Querschnittsgelähmte, ein Kind litt an Diabetes und ein anderes Kind hatte eine angeborene Immunschwäche.

Während das Alter der Patienten keine Rolle für den Erfolg der Versuche spielte, zeigte sich hingegen, dass das Alter der Eizellspenderinnen umso entscheidender war. Die geklonten Embryonen entwickelten sich nur bei Eizellen, deren Spenderinnen jünger als dreißig Jahre alt waren.

Und noch ein wichtiges Ergebnis konnten die Forscher aus Seoul vorlegen. Ihr Verfahren war weitaus effektiver als noch vor einem Jahr. Damals hatten sie noch 242 Eizellen entkernen und mit dem Zellkern einer Körperzelle füllen müssen, um ein einzigen Embryo herzustellen. Der hohe Verbrauch war unter anderem auch ein Grund dafür, dass Kritiker vor einem weltweiten Handel mit Spender-Eizellen warnten, sollte diese Methode einmal in die klinische Praxis überführt werden. Der Bedarf an Eizellen wäre enorm; und Frauen müssten als Rohstofflieferanten herhalten.

Die jetzt in Science veröffentlichten Forschungsergebnisse können diese Kritik zumindest teilweise entkräften. Denn Hwang und Moon verbrauchten diesmal im Durchschnitt nur 17 Eizellen für die Herstellung eines Embryos. Auf jeden Fall, so meint der deutsch-amerikanische Biomediziner Rudolf Jaenisch vom Massachusetts Institut of Technology (MIT) dazu, müssten alle, die das Klonen embryonaler Stammzellen bisher als ineffizient abgetan haben, ihre Meinung jetzt korrigieren.