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Es lebe der Non-Profit-Journalismus

Konny Gellenbeck sucht immer neue Wege für unabhängige Berichterstattung: Dazu gehören Kontext und das Forum gemeinnütziger Journalismus

Von Susanne Stiefel

Es ist sicherer als die Pille. Dafür mit ausschließlich positiven Nebenwirkungen. Immer zum Jahresende schickt Konny ein Paket von Berlin nach Stuttgart, worauf wir in der Kontext-Redaktion schon ab November gespannt sind. Was liegt wohl diesmal drin? Hoffentlich wieder die leckeren Bio-Brownies und der politisch korrekte tazpresso! Gerne auch die gesammelten Werke von Tom oder ein lustiger Vierfarbstift in einer taz-Tasse. Und immer war Konnys Paket auch ein Überraschungspaket, das zuverlässig ein Lächeln in die Gesichter zauberte.

Nun ist es nicht so, dass uns von Kontext nur ein Paket mit der taz verbindet. Seit mehr als 13 Jahren sind Kontext und die taz Partner, weil wir gut zusammenpassen, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Doch dass die Welt eine bessere werden muss, macht aus Stuttgart und Berlin Verbündete. Das weiß niemand besser als Konny. Selbstverständlich stand sie Kontext in der turbulenten Gründungsphase mit Rat und ihren unzähligen Kontakten zur Seite. Fragen, woher das Geld für den guten Journalismus kommen soll, sind auch in der taz nicht unbekannt. Als Chefin und erste Dienerin der Genossenschaft hat Konny immer größer als die taz gedacht. Dabei aber im Kleinen immer das Große gesehen. Das schaffen nicht viele.

Und vor allem: Sie redet nicht nur. Wenn die taz Panter Stiftung zur Veranstaltung über Krieg und Frieden ins Theaterhaus in Stuttgart lädt, dann sitzt die Vorständin Konny nicht nur auf dem Podium neben den jungen Jour­na­lis­t:in­nen aus Osteuropa. Sie sorgt auch dafür, dass im Homeland von Kontext der kleinere Partner der taz mit dabei ist. Dann kommt ein freundlicher Anruf aus Berlin: „Möchtet ihr da nicht mitmachen?“ Wir möchten. Das macht die Macherin zu einer genialen Netzwerkerin.

Das haben wir früh erfahren: Als uns Kon­text­le­r:in­nen nach einem knappen Jahr das Geld ausging, warb sie in einem Rundbrief an die taz-Genoss:innen im Süden für die Stuttgarter Kolleg:innen. Mit Erfolg. Wie sie es schafft, trotz der vielen Baustellen, auf denen sie engagiert mitschraubt, immer freundlich zu sein und nicht hektisch zu werden – das bleibt ihr großes Geheimnis.

Wer im Journalismus neue Wege geht, hat Konny auf seiner Seite. Sie weiß, dass die Pfade abseits des Gewohnten Mut erfordern, Hartnäckigkeit und mit einer Prise Humor besser zu beschreiten sind. Denn die Frau, die schon viele Kämpfe ums Überleben der taz ausgefochten hat, hat ein Herz für Pionier:innen. Die Gründung des Forums gemeinnütziger Journalismus hat sie nicht nur genau verfolgt, sie ist auch mit der Panter Stiftung seit 2019 Mitglied im Verein. Non-Profit-Journalismus als dritte Säule des Mediensystems neben Verlegerpresse und öffentlichem Rundfunk; die Stärkung des Lokalen und Regionalen als Bollwerk gegen rechts – das entspricht ihrem Denken. Und so hat sie auch im Forum nicht nur geredet, sondern gemacht.

Denn diese Frau kennt (fast) alle: Claudia Roth, als Staatsministerin neben Kultur zuständig für Medien, ebenso wie Olaf Scholz, taz-Genosse der ersten Stunde. Sie kennt viele taz-Ge­nos­s:in­nen persönlich, ebenso wie Po­li­ti­ke­r:in­nen und Vorstandsfrauen und -männer vieler Stiftungen. Und natürlich die Jour­na­lis­t:in­nen – und ihre Eitelkeit. Die uneitle Konny kann damit souverän umgehen.

Foto: Montage: Aletta Luebbers

Das alles war und ist hilfreich für das Forum gemeinnütziger Journalismus. Beim Internationalen Journalismusfestival in Perugia vernetzt sie die Jungen mit den Alten, die deutschen mit den ausländischen Journalist:innen. Und plant so nebenbei ein Treffen der Non-Profit-Akteure in Deutschland mit. Als daraus 2023 das erste Festival für Non-Profit-Journalismus in Deutschland entsteht, sorgt sie dafür, dass sich die Räume im großen taz-Haus in der Friedrichstraße öffnen. Und keilt so nebenbei noch Speaker für die Veranstaltung. Sie tut das mit fast beschämender Beiläufigkeit und so ganz ohne große Welle. Konny ist keine Wellenreiterin.

Wer sie in Perugia traf, konnte sich mit ihr über den Mut und die Standhaftigkeit des italienischen Journalisten und Autoren Roberto Saviano ebenso freuen wie sich herrlich lustig machen über die überbordende Eitelkeit mancher Protagonisten. (Nicht-Gendern ist hier lästerliche Absicht.) Lästern ist bekanntlich gut für die Psychohygiene.

Mit Konnybleibt auch Lästern immer freundlich.

Susanne Stiefel ist Mitgründerin von Kon­text:­Wo­chen­zei­tung und des Forums gemeinnütziger Journalismus, wo sie im Vorstand sitzt.

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