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„Ich ruf sofort Luisa an!“

Nachwuchsförderung, Feminismus, Solidarität: Wie eine taz-Panter-Volontärin Konny Gellenbeck kennenlernte

Ich bin ein Suchbild. Gruppenfoto der TeilnehmerInnen des diesjährigen taz Panter Workshops in Tiflis, Georgien. Konny Gellenbeck Zweite von links ganz klein und versteckt Foto: Dina Oganova

Von Ruth Lang Fuentes

Kurz vor den Bundestagswahlen 2021 kam ich das erste Mal zur taz und lernte sofort Konny Gellenbeck kennen. Die taz Panter Stiftung wollte, dass wir aus einer jungen Perspektive über diese Wahlen schreiben. Und so saßen wir bald – fünf junge Leute und zwei Mentoren – im Konferenzraum und diskutierten, als Konny hereingerannt kam und rief: „Greta Thunberg ist in der Stadt. Wir müssen sie hierher bekommen! Wer hat einen Kontakt von Luisa Neubauer? Ich rufe die sofort an!“

So ist Konny.

Zwei Dinge sind ihr vor allem wichtig: ihre taz und ihre politische Sache – und darunter fällt auch der Feminismus – voranzubringen. Gemeinsam, ohne viel Ruhepause und ja – auch mit einem gewissen Pragmatismus. „Ich habe auch mal für die Bank gearbeitet“, sagte sie einmal zu mir, das sei nicht verwerflich gewesen, sondern damals – in den 70ern – eben notwendig, denn so habe sie nebenher die politische Bewegung unterstützen können.

Und die Skills, die sie dabei erlernt hat, die konnte sie dann irgendwann bei ihrer Arbeit in der taz anwenden: Akquise, Überzeugungsarbeit leisten, Netzwerken. Konny hat sich über Jahre ein sehr volles Adressbuch angelegt.

Vor allem so jemand braucht eine linke Zeitung, wenn sie auch überleben möchte.

Denn, so fand ich über die Jahre heraus, Konny hat ein klares Ziel: eine links-grüne Politik. Sei es auf der Straße (ja, auch mit zivilem Ungehorsam wie Autobahnblockaden, wenn’s sein muss!) oder in den Parlamenten. Aber um dieses zu erreichen, ist es auch wichtig – so Konny –, mit Andersdenkenden zu reden. Selbst mit Christian Lindner. Überzeugen würde er sie sowieso nicht.

Eine Sache, die dabei auf Konnys Liste – so wie ich sie kennengelernt habe – immer ganz weit oben steht, sind Frauenrechte und Gleichberechtigung. Manchmal vielleicht in einem, sagen wir, 70er-Jahre-feministischen Sinn, der den jungen Feministinnen etwas veraltet vorkommen könnte, aber der auch nicht verwunderlich ist, denn sie kommt eben aus der Frauenbewegung dieser Zeit.

Eventuell nahm sie dabei manchmal die Quote auch etwas zu ernst – man beachte, dass das taz Panter Volontariat eine Zeit lang nur für Frauen ausgeschrieben war. Aber vor allem ist es die Solidarität unter den Frauen, die Konny immer wieder zu leben versucht. Ganz wichtig: dabei auch Frauen aus Ländern, die (noch) weniger mit Frauenrechten glänzen als Deutschland, zu fördern, zu unterstützen, zu vernetzen.

Ich habe den Verdacht, dass manche (vielleicht) etwas sehr freiheitlichen Ansätze von Selbstbestimmung Konny eventuell zu weit gehen. Im privaten und im professionellen Sinn. So sagte sie auch einmal voller ehrlicher mütterlicher Fürsorge zu mir: „Männer kommen und gehen­, Ruth.“

Und manchmal hätte sie sich wohl von uns jungen Leuten politisch dogmatischere Texte gewünscht und weniger „Bravo-Journalismus“. Sie unterstützte aber weiter unser Schreiben, auch wenn die ein oder andere alt-linke Genossin sich bei ihr beschwerte.

Greta Thunberg hat selbst Konny damals so spontan nicht mehr in den Konferenzraum der taz bekommen. Aber dafür später andere spannende Persönlichkeiten.

Eins ist sicher und wird so bleiben: Wenn man Konny eine Projektidee vorträgt, die sie für politisch wichtig hält und die im besten Fall noch die taz glänzen lässt, dann kann man sich sicher sein, dass man ihre volle Unterstützung hat.

Ruth Fuentes kam über einen Workshop der taz Panter Stiftung zur taz und absolvierte dann ein taz Panter-Volontariat.

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