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berliner szenenIn der Weihnachts­praxis

Ab nächste Woche gibt es hier Weihnachtsdeko“, kündigt meine Physiotherapeutin an. Ihre Kollegin und ein Patient jubeln, ich lache, denn ich weiß noch nicht, ob das ernst gemeint ist. Wir befinden uns in der vierten Etaga bei den Fitnessgeräten für die Krankengymnastik, der Karl-Marx-Platz liegt darunter. „Aber keine Weihnachtsmusik hoffentlich?“, frage ich besorgt. „Natürlich mit Musik. Das volle Programm!“, antwortet sie. Lichterketten, Weihnachtsbäume – an nichts wird gespart. „Merry Christmas, I gave you my heart“, singt sie vor. Das sei eines ihrer absoluten Lieblingslieder, erklärt sie, und der Ohrwurm „Last Christmas“ von der Band Wham! begleitet mich dann, während ich meine Übungen über drei Runden mache.

Dann unterhalten sich die drei über Weihnachtsfilme und Anti-Weihnachtsfilme, über Jim Carrey und Macaulay Culkin. Ich höre zu, ohne Substanzielles beitragen zu können, weil mich das Thema nicht interessiert. Aber ich bin ein bisschen neidisch auf Menschen, die sich dafür begeistern können. Ich werde an sie und ihre Vorfreude denken, wenn Ende September erste Weihnachtsprodukte im Supermarktregal stehen.

„Also magst du Weihnachten?“, frage ich meine Physiotherapeutin, nur um der Konversation nicht völlig auszuweichen. „Hallo? Das ist die beste Zeit des Jahres“, antwortet sie, als hätte ich das Geheimnis noch nicht verstanden. Dann versuche ich mich wieder auf meine Übungen zu konzentrieren. „Oh, danke, das wäre doch nicht nötig gewesen!“, höre ich plötzlich hinter mir, wie die Kollegin zu ihrem Patienten sagt. Ich stelle mir vor, er habe ihr Schokolade geschenkt. Doch als er weg ist und ich mich umdrehe, zeigt sie mir eine Schachtel Zigaretten. „Ein Weihnachtsgeschenk?“, frage ich. Sie nickt. „Irgendwie süß, oder?“.

Luciana Ferrando

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