: Wenn die Arbeit eben auch gemacht werden muss
Bei meinem ersten Einsatz in der Igelstation Hermsdorf habe ich gleich gut zu tun. Fast 90 Igel werden gerade versorgt, täglich bringen Leute Tiere vorbei, die sie krank, verletzt oder an falschen Orten wie Hauptverkehrsstraßen finden. Jeder neue Igel wird untersucht, bekommt einen Namen, eine Karteikarte, bezieht einen mit Zeitungspapier ausgelegten Käfig und einem Handtuch zum Kuscheln.
Zur Zeit bleiben die Tiere, bis sich ein Igelpate findet, der sie zum Überwintern aufnimmt. Jeden Tag müssen die Käfige gereinigt, die Igel gefüttert werden – da braucht es viele Helfer.
Berlin-Hermsdorf
16.600 Einwohner*innen.
Der Ortsteil ist ein ruhiger und gesetzter Villenvorort in Berliner Randlage und mit viel Grün. Was auch Igel freut.
In meinem ersten Käfig lebt Lutz, der laut Karte Eiter im Mund hat. Ich hebe ihn mit dem Handtuch hoch, es pikst durch den Stoff, sein zartes Gesicht und die winzigen Pfötchen rühren mein Herz. Ich lege ihn in einen Korb, wende mich dem Käfig zu. Der Kleine hat ordentlich gekackt, die Zeitung ist vollgepullert. Später untersucht ihn Frau Raede und bestätigt, dass es Lutz besser geht. „Ach, wie schön“, sagt eine Helferin. Derweil hebe ich meinen zehnten Igel aus seinem Häuschen. Eine schöne Arbeit, trotz des Geruchs nach Kacke und Katzenfutter. Ich schaue mich in der Igelstation um. Sechs Menschen machen sie heute. Es sind nur Frauen. Susanne Memarnia
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