meinungsstark:
„Pro und Contra greifen zu kurz“
„Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?“,
taz vom 22. 11. 24
Liebe taz, ich schätze eure Zeitung sehr und meine Freude über den Bestand dieser Debatten lässt sich kaum beschreiben. In diesem Sinne möchte ich betonen, dass sich in der taz eine aufrichtige Selbstreflexion wiederfindet, die sich in vielen alltäglichen Bereichen des Lebens vermissen lässt. Die Meinungen der Nachbar:innen, Kolleg:innen oder auch Freund:innen werden nur akzeptiert, wenn sie mit der eigenen Identität (Weltvorstellung) kompatibel sind. Langjährige enge Beziehungen zu anderen Menschen zerbrechen, wenn diese offenlegen, die AfD oder das BSW gewählt zu haben. In der Konsequenz verliert man den Bezug zur sozialen Welt. Müdigkeit, Apathie und Resignation treten in Erscheinung und artikulieren sich in politischer Verdrossenheit. Im weiteren wird diese Verdrossenheit zusehends zu Fanatismus. Die Menschen entmündigen sich selbst mit ihrer individuellen sozialen Segregation. Ich würde mich freuen, Interviews mit AfD-Wähler:innen wie auch AfD-Politiker:innen zu lesen. Ob die Interviews bestehende Narrative der rechten Szene reproduzieren, hängt maßgeblich von den Interviewer:innen ab. Und ob jene rechten Personen gegenteilige Argumente akzeptieren oder nicht, kann der taz egal sein. Die taz sollte mit gutem Beispiel vorangehen und dazu inspirieren, Brücken zu bauen und die eigene Identität herauszufordern.
Andreas Deim, Dresden
Pro und Contra greifen zu kurz. AfD-Stimmen Platz einräumen, um die Wirklichkeit abzubilden? Für ein engagiertes Blatt zu wenig. Warum wählen zu viele rechts, das lohnt es herauszubekommen, jenseits von wissenschaftlichen Erkundungen. Die Rechte bedient sich erfolgreich der tatsächlichen Missstände und des tatsächlichen Vertrauensverlustes der politischen Eliten. Darüber mehr zu wissen und mit Wählern zu reden, denen man rechts nicht so leicht zutraut, ist notwendig. Sind alle rechten Wähler rechte Idioten und die Hälfte der Wähler in USA ebenfalls? Burkhart Braunbehrens, Ebertsheim
„Verteidigung definiert Demokratie als statisches Objekt eines Angriffs“
Brief zur „Demokratie“: Eine Reise in die neue Welt?
Die Debatte über den Zustand unserer Demokratie wird nicht selten unter der Überschrift „Demokratie verteidigen“ geführt. Doch der Begriff der Verteidigung definiert die Demokratie nur als Objekt eines Angriffs und macht diese zu etwas Statischem, das – metaphorisch gesprochen – durch eine Mauer abgeschottet und beschützt werden muss.
Es bräuchte jedoch vielmehr einen Begriff, der Gestaltungsmöglichkeiten betont, zum Mitreden einlädt und Räume für Selbstwirksamkeit öffnet. Kurzum, einen Begriff, der das Bild einer Reise zeichnet.
Es ist die Gegenwart, in der die Brücken in die Zukunft gebaut werden. Insofern ist Zukunft keine Bedrohung, sondern der Aufruf, sie zu gestalten. Wir müssen als Gesellschaft über unsere gemeinsame Reise sprechen. Darüber, welche Errungenschaften wir mitnehmen, welchen Weg wir einschlagen, wie schnell wir uns bewegen, wie wir alle mitnehmen und vielleicht auch, was wir bereit sind zurückzulassen. Es ist Zeit für ein neues Narrativ: „Demokratie gestalten – auf der Reise in die neue Welt“. Matthias Beilicke, Hamburg
Unruhe im Saal: Der Weg der Mücke?
„Wege aus der Plastikfalle“, taz vom 27. 11. 24
Weltweit werden etwa 400.000.000 Tonnen Plastik pro Jahr produziert, wir nehmen mit unserer Nahrung jede Woche große Mengen Mikroplastik zu uns. Als Ausrede, endlich etwas zu unternehmen, wird geäußert, dass wir doch nur kleine Lichter seien, die gar nichts bewirken könnten. Die Großen müssten beginnen, die Politik entscheiden … Man sehe sich die Ergebnisse der COP29 an … Überlegt nur mal, welch Unruhe eine winzige Mücke in einem riesigen Schlafsaal auslösen kann … Achim Bothmann, Hannover
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